Machbarkeitsstudie Uni Aachen plante für türkische Panzerfabrik

Hauptgebäude der RWTH in Aachen (Archivbild)
Foto: HERMANN J. KNIPPERTZ/ APDie Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) in Aachen hat eine Machbarkeitsstudie für eine Panzerfabrik in der Türkei erstellt. Das berichten der "Stern", das Recherchezentrum "Correctiv" und die türkische Exilredaktion "Özgürüz". Die Anlage in Karasu östlich von Istanbul sehe außer dem Bau von Bussen und Motoren auch die Produktion von Kampfpanzern und gepanzerten Fahrzeugen vor. 1150 Produkte aus dem Geschäftsfeld "Defense" (Verteidigung) sollten der Studie zufolge künftig pro Jahr das Werksgelände verlassen.
Die deutsche Beteiligung an dem Projekt beschränkte sich dem Bericht zufolge nicht auf die RWTH: Vorgesehener Bauherr des Werks ist die türkische Firma BMC, welche mit dem deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall seit 2016 über ein Joint Venture zum Bau gepanzerter Fahrzeuge verbunden ist. Trotz der politisch angespannten Lage bemüht sich Rheinmetall um Aufträge in der Türkei.
Ein RWTH-Sprecher bestätigte den Medien auf Anfrage, das Werkzeugmaschinenlabor der Hochschule habe von Mai bis September 2016 an einer Machbarkeitsstudie für das Werk in der Türkei gearbeitet. Der Auftrag sei von einer deutschen Vermittlungsfirma gekommen, nicht von Rheinmetall. Zunächst sei es auftragsgemäß nur um "Spezialfahrzeuge" gegangen, erst später hätten sich Vertreter von BMC gemeldet.
Schlüsselfertige Lösung
Nachdem nun auch vom Bau von Panzern die Rede gewesen sei, habe man den Auftrag "frühzeitig mit einer eingeschränkten Präsentation der Ergebnisse beendet", so der Sprecher weiter. Es sei "ein Fehler" gewesen, dass man die Studie erstellt habe. Die RWTH ist die größte Universität für technische Studiengänge in Deutschland, Teil der sogenannten Exzellenzinitiativeund insbesondere für Maschinenbau bekannt.
Rheinmetall teilte mit, der Konzern habe für Karasu "keine Werksplanungen entwickelt oder entwickeln lassen". Der "Stern" berichtet jedoch unter Berufung auf interne Firmenunterlagen, Rheinmetall habe den türkischen Partnern zeitweise sogar eine "schlüsselfertige" Lösung für die Fabrik anbieten wollen. Dafür sei eine Partnerschaft mit den zwei deutschen Planungsfirmen Obermeyer und Edag geplant gewesen, die jedoch nicht zustande gekommen sei. Beim Ingenieurdienstleister Edag habe man 2016 beschlossen, sich von militärischen Projekten in der Türkei fernzuhalten.
Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir übte scharfe Kritik an dem Vorhaben: "Der Umgang mit Rheinmetalls Türkei-Plänen ist ein Paradebeispiel für die Doppelzüngigkeit der Bundesregierung", sagte Özdemir dem "Stern". "Würde es die Bundesregierung mit ihrer Kurskorrektur in der Türkei-Politik ernst meinen, würde sie dafür sorgen, dass diese Panzerfabrik nicht gebaut werden kann."