Als Sicherheit Türkei verschiebt Unternehmensanteile in Staatsfonds

Turkish Airlines, Halkbank, Türk Telekom: Die türkische Regierung lagert Unternehmensanteile in Milliardenhöhe in einen Staatsfonds aus. Über ihn will sie günstige Kredite für Großprojekte sichern.
Flugzeug Turkish Airlines in Istanbul

Flugzeug Turkish Airlines in Istanbul

Foto: MURAD SEZER/ REUTERS

Die Türkei verschiebt milliardenschwere Unternehmensanteile in einen für Infrastrukturprojekte vorgesehenen Fonds aus. "Die wichtigsten Unternehmen der Türkei wurden in den Fonds übertragen", sagte ein Regierungsvertreter. "Dadurch wird ermöglicht, Kredite zu niedrigen Zinsen für Projekte zu bekommen." Die Anteile sollten als Sicherheiten dienen.

Der 49,1-Prozent-Anteil an Turkish Airlines wurde ebenso in den Staatsfonds übertragen wie die Mehrheitsbeteiligung an der Halkbank. Allein diese beiden Staatsbeteiligungen sind umgerechnet knapp drei Milliarden Euro wert. Auch ein siebenprozentiger Anteil an der Türk Telekom sowie die staatliche Ziraat Bank wurden transferiert.

Bisher kontrollierte der Fonds nur die Staatslotterie und eine Firma für Pferdewetten. Nun kommen auch die Erdgasfirma Botas, die türkische Post PTT sowie der staatliche Teekonzern Caykur unter seine Kontrolle. Der Ökonom Özgür Altug von BGC Capital in Istanbul schätzte die Gesamtsumme der Anteile, die dem Fonds übertragen wurden, auf 33 Milliarden Dollar.

Die Türkei treibt unter ihrem Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mehrere Großprojekte voran. Dazu gehören der Bau des weltgrößten Flughafens in Istanbul und eines Kanals in der Metropole.

Die Wirtschaft des lange boomenden Schwellenlandes steht jedoch unter Druck. Die Währung Lira wertete nach dem gescheiterten Militärputsch und dem scharfen Vorgehen Erdogans gegen erklärte Gegner kräftig ab. Zudem steckt der Tourismus nach mehreren Bombenanschlägen in einer Flaute.

Die Türkei folgt mit dem Fonds dem Vorbild anderer Länder wie Norwegen, China oder den Golfstaaten, die aus ihren Fonds Großprojekte, Renten oder Sozialausgaben finanzieren. Norwegens Staatsfonds, der größte der Welt, umfasst 892 Milliarden Dollar und hält weltweit Anteile an rund 9000 Firmen.

dab/Reuters/AFP
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