Reisekonzern in der Krise TUI schließt offenbar Dutzende Reisebüros

Der Sparkurs bei TUI wird konkret. Laut Betriebsrat will der Reisekonzern 55 seiner rund 450 Reisebüros schließen - ein paar Filialen weniger als zunächst geplant.
Geschlossenes TUI-Reisebüro in Potsdam (Archivbild)

Geschlossenes TUI-Reisebüro in Potsdam (Archivbild)

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Soeren Stache / dpa

Monatelang zogen sich die Verhandlungen hin, nun scheint es eine Entscheidung zu geben: Bei TUI sollen etwas weniger konzerneigene Reisebüros in Deutschland geschlossen werden als zunächst vermutet. Der jetzt getroffenen Entscheidung zufolge dürften 55 der rund 450 stationären Filialen wegfallen, hieß es am Donnerstag aus dem Betriebsrat. Gut 400 Beschäftigte müssten das Unternehmen damit wohl verlassen.

Einige Büros würden zusammengelegt oder bestünden trotz ursprünglicher Schließungsabsicht weiter. Das Management wollte laut früheren Angaben gut 60 Standorte schließen.

Es gebe nun auch einen Sozialplan, der im Fall von Kündigungen greife, teilte die Belegschaftsvertretung mit. Diese sollten möglichst vermieden werden, weshalb die Kollegen in den betroffenen Büros ein »attraktives Programm« für ein freiwilliges Ausscheiden angeboten bekämen. Vorgesehen sei dabei mindestens ein volles Gehalt pro Beschäftigungsjahr plus drei bis sechs zusätzliche Fixgehälter – mit einer Höchstsumme als Deckel. Wer über den Sozialplan ohne Abfindung gehe, habe Anspruch auf das eine volle Gehalt pro Jahr im Betrieb.

Laut TUI müssen nur 180 Mitarbeiter gehen

Aus dem Unternehmen hieß es, dass maximal 180 Mitarbeiter betroffen seien, denen teilweise Jobs in umliegenden Reisebüros angeboten werden könnten. Details sollen in der kommenden Woche folgen. Die Gespräche hatten sich lange hingezogen – es ging neben Konsequenzen aus der Umsatzschwäche etlicher TUI-Büros indirekt auch um den Digitalisierungskurs von Vorstandschef Fritz Joussen.

TUI hatte sich als größter Tourismusanbieter auch vor dem Hintergrund der Corona-Krise hohe Einsparungen inklusive Stellenabbau verordnet. In den eigenen Reisebüros werden für umfangreiche Beratung neuerdings Service-Gebühren erhoben. Gleichzeitig soll das Digitalgeschäft wachsen, diese Strategie läuft schon länger. In anderen Ländern wie Großbritannien hat der TUI-Konzern ebenfalls Standorte geschlossen.

Auch Konkurrenten wie DER Touristik setzten bei den Filialen den Rotstift an. Das Unternehmen mit Marken wie Dertour, Meiers Weltreisen, ITS, Jahn und Travelix hatte ein Abfindungsprogramm angekündigt. Es gibt eine entsprechende Betriebsvereinbarung.

sol/dpa

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