Berüchtigter Sowjetjet Tupolew Tu-154 absolviert letzten Linienflug

Sie galt als Meisterwerk sowjetischer Ingenieurskunst, machte zuletzt aber mit Abstürzen Schlagzeilen. Nun hat eine russische Fluglinie die letzte Passagiermaschine vom Typ Tu-154 außer Dienst gestellt.
Tu-154 in Diensten der russischen Fluglinie Alrosa bei der Landung in Nowosibirsk

Tu-154 in Diensten der russischen Fluglinie Alrosa bei der Landung in Nowosibirsk

Foto: Kirill Kukhmar / imago images/ITAR-TASS

Das traditionsreiche Passagierflugzeug Tupolew Tu-154, entwickelt in den Sechzigerjahren für die sowjetische Zivilluftfahrt, hat am Mittwoch seinen letzten Linienflug absolviert. Die kleine russische Airline Alrosa teilte in Moskau mit, auf dem Flug von der Stadt Mirny nach Nowosibirsk seien 140 Passagiere an Bord gewesen.

"Wir geben betrübt das Ende des Einsatzes der letzten Tu-154 bekannt, die noch für die russische Luftfahrt im Einsatz war", erklärte Alrosa. "Danke Tu-154." Die Airline Alrosa ist im Besitz der gleichnamigen Bergbaufirma, die in Mirny eine Diamantenmine betreibt.

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Von der Tupolew Tu-154, die erstmals 1968 startete, wurden mehr als tausend Exemplare vom gleichnamigen Hersteller angefertigt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion war die Maschine noch lange für die russische Fluggesellschaft Aeroflot im Einsatz, bevor sie nach der Jahrtausendwende unter anderem wegen ihres zu hohen Treibstoffverbrauchs immer weniger eingesetzt wurde. 2013 wurde die Fertigung eingestellt. Zu Sowjetzeiten nahmen auch zahlreiche andere Ostblockstaaten Maschinen dieses Typs in Betrieb, darunter etwa die DDR und Polen.

Die Statistik weist eine hohe Anzahl von Unfällen mit Maschinen der Tu-154 aus. Nach einer Aufstellung des Aviation Safety Network (ASN) gab es insgesamt 73 schwere Tupolew-Tu-154-Unfälle, bei denen 2911 Menschen ums Leben kamen. Viele dieser Unfälle ereigneten sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten in Russland und anderen Ex-Sowjetrepubliken. Nicht immer ließ sich zweifelsfrei klären, ob mangelhafte Wartung der oft von kleinen Fluglinien betriebenen Tupolew Auslöser der Unglücke war, menschliches Versagen oder doch technische Probleme an der Maschine selbst.

Der Tupolew-Unfall, der weltweit die größte Aufmerksamkeit auf sich zog, ereignete sich im April 2010 im Westen Russlands: Damals kamen der polnische Präsident Lech Kaczynski und die 95 anderen Insassen der polnischen Regierungsmaschine ums Leben. Das Flugzeug zerschellte im Landeanflug im dichten Nebel.

Der Flug von Mirny nach Nowosibirsk war der letzte Einsatz im Passagierbetrieb. Flüge mit Jets des Typs Tu-154 gibt es allerdings auch weiterhin: Das russische Militär benutzt einige der Maschinen.

beb/dpa
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