Ex-Thyssenkrupp-Werk in Turin
Deutsche Manager müssen nach tödlichem Brand in Haft
Sieben Menschen starben 2007 bei einem Brand in einem Werk von Thyssenkrupp in Italien. Zwei damals verantwortliche Manager müssen jetzt ins Gefängnis - auch weil Investitionen in den Brandschutz fehlten.
Einsatzkräfte am Brandort 2007: Langes Leid nach der Explosion
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MASSIMO PINCA/ AP
Die Feuerlöscher sollen leer gewesen sein: Bei einem verheerenden Brand in einem Werk von Thyssenkrupp in Italien kamen 2007 sieben Arbeiter ums Leben. Mehr als zwölf Jahre später müssen nun zwei ehemalige Manager des Unternehmens in Deutschland in Haft.
Beschwerden der in Italien verurteilten Chefs gegen die Vollstreckung seien verworfen worden, teilte das Oberlandesgericht Hamm mit. Die beiden Deutschen müssen jetzt wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Brandstiftung für fünf Jahre ins Gefängnis. Unter den Verurteilten ist auch der ehemalige Italien-Chef von Thyssenkrupp.
Das Feuer und eine Explosion hatten in dem Werk in Turin am 6. Dezember 2007 großen Schaden angerichtet, die sieben Opfer starben an schweren Verbrennungen. Sechs der Opfer rangen bis zu drei Wochen lang mit dem Tod.
Strafe in Deutschland niedriger als in Italien
Die Anklage hatte dem Unternehmen "bewusste Fahrlässigkeit" und fehlende Investitionen in den Brandschutz vorgeworfen. Neben den beiden Deutschen wurden auch vier italienische Thyssenkrupp-Manager verurteilt. Nach Aussage von Zeugen kurz nach dem Unglück waren die Feuerlöscher leer. Auch das Notruftelefon funktionierte demnach nicht.
In Italien waren die Manager 2016 zu neun Jahren und acht Monaten beziehungsweise sechs Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Das Landgericht Essen hatte die Freiheitsstrafen für vollstreckbar erklärt, aber die Höhe auf deutsches Recht angepasst. Denn in Deutschland liegt die Höchststrafe für diese Tatvorwürfe bei fünf Jahren. Gegen diese Vollstreckung hatten die Manager versucht, sich zu wehren.
Trauer um die Opfer des Brands bei Thyssenkrupp Turin: Heftige Diskussion um Sicherheit am Arbeitsplatz
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Der Brand hatte in Italien die Diskussion über Sicherheit am Arbeitsplatz verschärft. Gewerkschafter und Angehörige der Opfer werteten das Urteil als einen großen Sieg der Gerechtigkeit. Die Familien der Opfer werfen Thyssenkrupp vor, nach der Entscheidung über die bevorstehende Schließung des Turiner Werks notwendige Reparaturen unterlassen und damit einen Unfall herbeigeführt zu haben.
Thyssenkrupp hatte nach dem Brand erklärt, es gebe keinen Beleg dafür, dass Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen bei dem Feuer eine Rolle gespielt hätten. Das Werk wurde im März 2008 geschlossen.