»Große Sorge« Wirtschaftsministerium will strengere Auflagen für Twitter

Elon Musks Gebaren bei Twitter vergrault nicht nur Nutzer, sondern ruft auch die deutsche Politik auf den Plan. Das Bundeswirtschaftsministerium fordert die EU-Kommission auf, schärfere Auflagen für das Unternehmen zu prüfen.
Konterfei von Elon Musk vor Twitter-Logos: Sorge in Bundesregierung

Konterfei von Elon Musk vor Twitter-Logos: Sorge in Bundesregierung

Foto: DADO RUVIC / REUTERS

Der Schlingerkurs und die destruktiven Entscheidungen von Elon Musk bei Twitter könnten für den Konzern auch regulatorische Konsequenzen in Europa nach sich ziehen.

Das Bundeswirtschaftsministerium plädiert dafür, schärfere Auflagen für den Kurznachrichtendienst zu prüfen. »Mit großer Sorge« habe er »Twitters Plattformregelungen, deren abrupte Änderungen und willkürliche Anwendung zur Kenntnis genommen«, schreibt Staatssekretär Sven Giegold (Grüne) in einem Brief an die EU-Kommission, aus dem die Nachrichtenagentur dpa zitiert.

Die Brüsseler Behörde solle deshalb so schnell wie möglich die nötigen Prüfungen durchführen, um Twitter als »Gatekeeper« im Sinne des Digital Markets Act zu benennen, schreibt Giegold in seinem Brief an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager und Binnenmarktkommissar Thierry Breton.

Als »Gatekeeper« gelten Unternehmen mit einer besonders starken Marktposition, die eine Reihe von Kriterien erfüllen. Für sie gelten besondere Auflagen, zum Beispiel Einschränkungen beim Umgang mit persönlichen Daten von Nutzern. Der Digital Markets Act wird ab Mai kommenden Jahres anwendbar.

Nachdem der Tech-Milliardär Elon Musk Twitter im Oktober gemeinsam mit anderen Investoren übernommen hatte, traf er eine Reihe umstrittener Entscheidungen.

In der vergangenen Woche sperrte er zeitweise die Nutzerkonten einiger US-Journalisten.

Weiteren Ärger löste Musks Vorhaben aus, Nutzerinnen und Nutzern künftig nicht mehr zu erlauben, ihre Präsenz auf bestimmten Konkurrenz-Plattformen zu bewerben. Musk versprach daraufhin, größere Änderungen der Richtlinien künftig ebenfalls zur Abstimmung zu stellen.

Musk will Twitter-Chefposten abgeben

Nachdem Twitter-Nutzer sich in einer von Musk eingeleiteten Umfrage mehrheitlich für seinen Rücktritt ausgesprochen hatten, kündigte er seinen Rückzug an, wenn ein Nachfolger gefunden sei.

»Sich fast stündlich ändernde allgemeine Geschäftsbedingungen, erratische Begründungen für weitgehende Einschränkungen von Verlinkungen und die Sperrungen von Accounts von Journalistinnen und Journalisten bedrohen nicht nur die Wettbewerbsfreiheit, sondern stellen ein Risiko für Demokratie, Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit dar«, schrieb Giegold.

Er wolle die EU-Kommission zudem »ermutigen«, ein wettbewerbsrechtliches Verfahren gegen Twitter wegen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung zu prüfen, wenn Twitter erneut den Wettbewerb behindern sollte, indem dauerhaft und systematisch Verlinkungen zu anderen Social-Media-Plattformen untersagt würden.

mmq/dpa

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren