Vor Börsengang des umstrittenen Fahrdienstvermittlers
Das ist Uber
Uber ist angetreten, die Fortbewegung in Städten zu revolutionieren. Jetzt geht das defizitäre Tech-Unternehmen an die Börse. Der Konzern, seine Finanzen, das Angebot, das er macht - und die Kritik daran.
Ein Privatfahrer sammelt Fahrgäste in New York ein - das gelbe Taxi fährt vorbei (Archivbild)
Foto: Mary Altaffer / AP
1. Der Markt
Uber stammt aus San Francisco und wurde in den USA mit der Vermittlung von Fahrdiensten groß. Über eine App können vor allem Touren mit Privatfahrern gebucht werden, der Preis steht vorher fest. Das Unternehmen konkurriert mit Taxifahrern, die weltweit immer wieder gegen Uber demonstrieren. Zahlen für die USA zeigen, wie das Geschäft der Fahrdienstvermittler boomt.
Foto: DER SPIEGEL
In New York ist die Entwicklung besonders deutlich.
Foto: SPIEGEL ONLINE
Unter den Fahrdienstvermittlern liefern sich insbesondere Uber und Konkurrent Lyft, der Ende März an die Börse ging, einen harten Kampf um Preis und Marktanteile. Während Lyft seine Dienste derzeit nur in den USA und einigen Städten Kanadas anbietet, expandiert Uber weltweit. Uber ist derzeit deutlich größer als der Konkurrent.
Foto: SPIEGEL ONLINE
2. Der Konzern und sein Angebot
Den Großteil seines Geldes verdient Uber mit der Fahrtenvermittlung. In der EU darf durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs jeder Mitgliedstaat selbst festlegen, unter welchen Bedingungen Privatleute Personen befördern dürfen.
In Deutschland startete Uber dafür schon mehrere Anläufe, doch die strengen Gesetze machen es dem Unternehmen nicht leicht. So entschied der Bundesgerichtshof im vergangenen Jahr, dass der Dienst für Limousinen-Mietwagenfahrten Uber Black unzulässig ist.
Derzeit bietet der Konzern unter anderem in Berlin, München und Köln Fahrten mit Mietwagen (UberX) oder die Vermittlung von regulären Taxis (UberTaxi) an. Ganz neu ist der Verleih von E-Bikes in Berlin. In den USA bietet Uber auch Dienste wie Fahrrad-Sharing oder Essenslieferung an (Uber Eats), experimentiert mit autonomem Fahren oder Lieferdrohnen.
Foto: SPIEGEL ONLINE
In Deutschland will Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) die Gesetze für Shuttledienste wie Uber liberalisieren. Derzeit dürfen beispielsweise nur Taxis vor Diskotheken und Hotels warten, Mietwagen müssen an ihren Ausgangsort zurückkehren und werden so zu vielen Leerfahrten gezwungen. Sollte diese Rückkehrpflicht entfallen, fürchten Taxifahrer noch mehr Konkurrenz.
Für Taxifahrer gelten außerdem strenge Vorschriften: Sie müssen Kunden auch auf kurzen Strecken befördern, Arbeits- und Pausenzeiten werden erfasst, für den Fahrpreis gelten feste Tarife. Ubers Mietwagenunternehmen müssen sich daran nicht halten - eine Fahrt kann zu Ostern oder bei Schneefall mehr kosten als sonst.
3. Die Finanzen
Foto: SPIEGEL ONLINE
Größter Uber-Gesellschafter ist der japanische Technologieriese Softbank. An zweiter Stelle folgt der kalifornische Risikokapitalgeber Benchmark, der auch in Instagram und Ebay investierte. Auch die Uber-Gründer Travis Kalanick und Garrett Camp, der sich hinter der Firma Expa LLC verbirgt, würden wahrscheinlich von dem Börsengang profitieren. Saudi-Arabien ist mit seinem staatlichen Public Investment Fund (PIF) beteiligt. Google-Mutter Alphabet stieg schon im Jahr 2013 über ihren Investmentarm GV bei Uber ein. Neben den Gründern hält mit Ryan Graves auch ein Uber-Manager Anteile an dem Unternehmen.
Mehr dazu lesen Sie hier:
Foto: Paul Hanna/ REUTERS
Fotostrecke
Fahrdienstvermittler: Wen der Uber-Börsengang reich macht
4. DerBörsengang
Uber will den weltgrößten Börsengang seit 2014 hinlegen, dem Jahr, in dem der chinesische Onlinehändler Alibabaan die Börse ging. Der Fahrdienstvermittler will damit Einnahmen von rund 8,1 Milliarden Dollar erzielen und strebt eine Bewertung von bis zu 90 Milliarden Dollar an, frühere Schätzungen lagen sogar noch höher. Uber will 180 Millionen Aktien ausgeben. Das Unternehmen setzte den Ausgabepreis am Donnerstagabend auf 45 Dollar fest und bewegt sich damit am unteren Ende der zuvor anvisierten Preisspanne von 44 bis 50 Dollar. Der Wert könnte aber noch steigen.
Foto: DER SPIEGEL
Uber lockt Anleger mit starkem Wachstum. Von 2017 auf 2018 steigerte das Unternehmen seinen Umsatz um 42 Prozent. Doch das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag weiter tief im Minus - der Konzern schreibt hohe Verluste. In seinem Börsenprospekt warnt Uber, dass es vielleicht nie profitabel werden könnte.
Foto: SPIEGEL ONLINE
5. Die Kontroversen
Kritik an Uber kommt nicht nur von den konkurrierenden Taxifahrern:
Gründungschef Travis Kalanick musste 2017 nach diversen Skandalen - es ging unter anderem um eine Unternehmenskultur voll Sexismus, Diskriminierung und Mobbing sowie um einen mutmaßlichen Technologie-Diebstahl - das Unternehmen verlassen.
Im Jahr 2017 gab Uber zu, einen Datendiebstahl ein Jahr lang geheim gehalten zu haben. Damals waren Namen, E-Mail-Adressen und Telefonnummern von weltweit rund 50 Millionen Fahrgästen geklaut worden.
Auch in Städten könnten Fahrdienstvermittler vorhandene Probleme eher verstärken als lösen: Gäbe es das Angebot nicht, würden einer Studie von Schaller Consulting zufolge etwa 60 Prozent der Fahrdienstnutzer in Großstädten stattdessen mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad fahren, zu Fuß laufen oder ganz zu Hause bleiben. Nur bei 40 Prozent ersetzten Uber und Co. eine Fahrt mit dem eigenen Auto oder einem Taxi. Das bedeutet: Die Straßen werden entgegen gängiger Behauptungen von Uber und Lyft nicht geräumiger, sondern eher voller und dreckiger - und es entstehen mehr Staus.
8 BilderFahrdienstvermittler: Wen der Uber-Börsengang reich macht
1 / 8
Größter Uber-Gesellschafter ist laut Börsenprospekt der japanische Technologieriese SoftBank mit 16,3 Prozent. Die Aktien wären bei der angestrebten Unternehmensbewertung von 100 Milliarden US-Dollar sagenhafte 16,3 Milliarden Dollar wert. Das dürfte SoftBank-Chef Masayoshi Son freuen.
Foto: Paul Hanna/ REUTERS
2 / 8
Der kalifornische Risikokapitalgeber Benchmark folgt auf SoftBank und besitzt elf Prozent der Uber-Anteile. Mitte der Neunzigerjahre wurde der erste Fonds der Firma aufgelegt, den Bill Gurley mitgegründet hat. Zu Benchmarks erfolgreichen Beteiligungen zählen Instagram und Ebay. Benchmark hat auch bereits in Deutschland in Start-ups investiert und ist an der Übersetzungssoftware DeepL aus Köln, dem Berliner Wissenschaftsnetzwerk ResearchGate und der Content-Management-Firma Contentful beteiligt.
Garrett Camp gründete Uber im Jahr 2009 gemeinsam mit Travis Kalanick. Camp steht hinter der Firma Expa LLC, der sechs Prozent an Uber gehören.
Foto: Justin Lane/ picture alliance / dpa
4 / 8
Dem staatlichen Public Investment Fund (PIF) Saudi-Arabiens gehören 5,3 Prozent an Uber. Sollte Uber durch den Börsengang tatsächlich einen Unternehmenswert von 100 Milliarden US-Dollar kommen, wären die Anteile 5,3 Milliarden Dollar wert - zumindest auf dem Papier.
Foto: Michael Kappeler/ dpa
5 / 8
5,2 Prozent der Aktien gehören der Google-Mutter Alphabet, die über ihren Investmentarm GV an Uber beteiligt ist. Für Alphabet könnte der Gewinn beachtlich sein, das Unternehmen investierte schon im Jahr 2013 in Uber.
Foto: Arnd Wiegmann/ REUTERS
6 / 8
Neben den Investmentgesellschaften könnten auch Einzelpersonen durch den Börsengang reich werden. Uber-Gründer Travis Kalanick hält noch 8,6 Prozent der Anteile. Kalanick musste 2017 seinen Posten als Chef des Unternehmens räumen: Unter seiner Führung kam es zu Sexismus, Diskriminierung und Verschleierung eines Datenskandals. Noch heute heißt es im Uber-Börsenprospekt, dass das schlechte Image der Firma ein Problem sei.
Foto: Danish Siddiqui/ REUTERS
7 / 8
Der ehemalige Uber-Manager Ryan Graves verfügt über 2,4 Prozent der Unternehmensanteile. Graves, heute noch Uber-Verwaltungsrat, hat im Januar 2018 die Investmentgesellschaft Saltwater Capital gegründet, wo er Chef ist.
Er kam und sollte Uber retten: Der ehemalige Expedia-CEO Dara Khosrowshahi übernahm im September 2017 den Chefposten von Kalanick. Laut Ubers Börsenprospekt hält der neue CEO 196.000 Anteile an der Firma. Das sind weniger als ein Prozent. Wegen der hohen Unternehmensbewertung dürfte der Anteil trotzdem einiges wert werden. Khosrowshahi könnte außerdem einen Bonus mitnehmen, wenn sich Uber nach dem Börsengang gut entwickelt. Steigt der Wert des Unternehmens bis 2023 für mindestens drei Monate auf mehr als 120 Milliarden US-Dollar, könnte der Manager aus Aktienoptionen bis zu 170 Millionen Dollar erhalten, schätzt die Zeitung "Financial Times".