Reaktion auf Ukrainekrieg Amazon stoppt Lieferungen und Streaming in Russland

Der Zugang zu den Angeboten westlicher Techkonzerne wird in Russland immer kleiner. Nun zieht sich auch der weltgrößte Onlinehändler Amazon aus dem russischen Markt zurück – und plant Änderungen für Aktionäre.
Amazonlogo auf einem Smartphone

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Foto: Igor Golovniov / SOPA Images/LightRocket via Getty Images

Große Auswahl, bequem bestellt, schnell geliefert – die Annehmlichkeiten des weltweit größten Onlinehändlers wussten auch viele Menschen in Russland und Belarus zu schätzen. Damit ist es nun aber vorbei. Als Reaktion auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine stoppt Amazon den Versand von Produkten an Privatkunden in beiden Ländern. Zuvor hatten Logistikdienstleister wie Deutsche Post DHL, auf die Amazon vielerorts angewiesen ist, ihre Geschäfte mit beiden Staaten bereits weitgehend zurückgefahren.

Amazon gab nun aber auch bekannt, Nutzern in Russland bis auf Weiteres den Zugang zu seinem Streaming-Dienst Prime Video zu sperren. Darüber hinaus will Amazon in dem Land keine Bestellungen mehr für »New World« annehmen – das einzige Videospiel, dass das Unternehmen direkt in Russland verkaufe. Das Unternehmen habe außerdem beschlossen, sowohl seinen Online-Marktplatz als auch die Cloud-Plattform AWS für neue Kunden in Russland und Belarus zu schließen.

Der Konzern betont, in Russland keine Datenzentren, Infrastruktur oder Büros zu betreiben. Amazon verfolge auch schon seit Langem die Richtlinie, keine Geschäfte mit der russischen Regierung zu machen. Der Konzern arbeite eng mit IT-Organisationen zusammen, um der Ukraine beim Schutz gegen Cyberangriffe zu helfen.

Mit dem Rückzug aus dem Russlandgeschäft steigt die Anzahl der Konzerne, die wegen des Kriegs auf Umsätze in dem Land verzichten. Zahlreiche Industriebetriebe oder Rohstoffkonzerne, aber auch Tech-Firmen wie Apple, Microsoft, Netflix oder Intel haben bereits angekündigt, ihre Tätigkeiten und Angebote in dem Land ebenfalls zurückfahren zu wollen.

19 zusätzliche Anteilsscheine pro Aktie geplant

Unterdessen plant Amazon den ersten Aktiensplit seit 23 Jahren. Vorgesehen sei, Aktionären für eine Aktie 19 zusätzliche Anteilsscheine zu geben, teilte der US-Konzern mit. Durch diesen für Juni geplanten Schritt sinkt nominal der Börsenkurs, was die Aktie leichter handelbar macht. Die Amazon-Papiere hatten besonders in der Coronapandemie immer wieder neue Höchststände erreicht, in diesem Jahr aber rund 16 Prozent an Wert verloren.

Zugleich gab das Unternehmen aus Seattle bekannt, dass der Verwaltungsrat einem Aktienrückkaufprogramm im Umfang von zehn Milliarden Dollar zugestimmt habe. Die Amazon-Aktie stieg nachbörslich um mehr als sieben Prozent.

»Durch den Aktiensplit können unsere Mitarbeiter ihr Aktienkapital flexibler verwalten und der Aktienkurs wird für Menschen erschwinglicher, die in unser Unternehmen investieren wollen«, sagte ein Firmensprecher. Amazons Börsenwert hat sich in den vergangenen zwei Jahren – und damit seit Beginn des coronabedingten Booms – nahezu verdoppelt.

apr/dpa/Reuters
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