Umfrage Jeder dritte Commerzbank-Mitarbeiter empfiehlt andere Bank

Commerzbank-Filiale in Frankfurt: Management hält Antworten für nicht zufriedenstellend
Foto: dapdFrankfurt am Main - "Wählen Sie besser ein anderes Geldhaus Ihres Vertrauens": So ließe sich eine der Botschaften einer Umfrage unter Commerzbank-Beschäftigten zusammenfassen, aus der die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zitiert. Demnach würden 32 Prozent das Institut ihren Freunden und Bekannten ausdrücklich nicht empfehlen. Nur ein Drittel der Beschäftigten würde das Institut als kompetenten Finanzdienstleister im privaten Umfeld weiterempfehlen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf eine im Intranet des Konzerns veröffentlichte Umfrage.
Die Commerzbank selbst stuft die Antworten als nicht zufriedenstellend ein. Die Mitarbeiter würden auch von der negativen Berichterstattung über die Bankenbranche im Allgemeinen und zur Commerzbank im Besonderen beeinflusst, zitierte die Zeitung den Zentralbereichsleiter Managementberatung, Karl-Heinz Große Peclum. Er verwies darauf, dass die Bank daran arbeite, den Mitarbeitern im Privatkundengeschäft eine größere Freiheit zu ermöglichen und den Verkaufsdruck abzubauen. Die Commerzbank hat insgesamt rund 59.000 Mitarbeiter.
Weihnachtsfeiern gestrichen, Sparzwang bei Reisekosten
Allerdings stehen die Mitarbeiter angesichts der Kapitallücke unter großem Sparzwang. Viele Weihnachtsfeiern sind gestrichen, nun will die Bank laut "FAZ" auch Reisekosten deutlich drücken. Zudem sollen Rechnungen von Lieferanten so weit wie möglich in die zweite Hälfte 2012 verschoben werden. Zudem würden Einschnitte bei der Vergabe von Immobilienkrediten erwartet.
Die Commerzbank muss auf Geheiß der europäischen Bankenaufsicht Eba bis Ende Juni 2012 eine Kapitallücke von 5,3 Milliarden Euro schließen. Der Vorstand will das unbedingt aus eigener Kraft und ohne neuerliche Staatshilfe schaffen. Das stößt laut Zeitung in Teilen der Belegschaft auf Unverständnis. Derweil hat die Bundesregierung den wiederaufgelegten Bankenrettungsfonds Soffin weitgehend auf mögliche Commerzbank-Hilfen zugeschnitten. Einem Befreiungsschlag käme es gleich, wenn der Bund die in Staatsanleihen der Euro-Schuldenländer stark investierte Krisentochter Eurohypo übernehmen würde.
Trotz der Probleme macht der Umfrage nach zwei Dritteln der Mitarbeiter ihre Arbeit Spaß. 41 Prozent sind stolz darauf, für das zweitgrößte deutsche Geldhaus zu arbeiten. Mitarbeiterbefragungen gibt es bei der Commerzbank seit der Übernahme der Dresdner Bank 2008 regelmäßig. "Man befragt die Mitarbeiter nicht deshalb, um schöne Zahlen zu erhalten, sondern um den Lernprozess in der Organisation zu verbessern", sagt Große Peclum der Zeitung. Deshalb blieben auch die wenig ermutigenden Ergebnisse nicht Verschlusssache.