Vereinte Nationen Glencore könnte Iran-Sanktionen umgangen haben

Hat der Rohstoffriese Glencore die Sanktionen gegen Iran umgangen? Das deutet ein Papier der Vereinten Nationen an, über den die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Der Konzern habe Aluminium an eine iranische Firma geliefert.
Glencore-Zentrale in Baar: Vereinte Nationen gehen Verdacht nach

Glencore-Zentrale in Baar: Vereinte Nationen gehen Verdacht nach

Foto: ARND WIEGMANN/ REUTERS

New York - Der Rohstoffriese Glencore Xstrata könnte den Vereinten Nationen zufolge die internationalen Sanktionen gegen Iran umgangen haben. Das geht aus einem vertraulichen Bericht hervor, aus dem die Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Über Tauschgeschäfte haben Glencore und das ebenfalls in der Schweiz ansässige Handelshaus Trafigura Aluminium an eine Firma in Iran geliefert, die wiederum Aluminium für das iranische Atomprogramm bereitgestellt hat.

Sowohl Glencore als auch Trafigura räumten Anfang März ein, Geschäfte mit jener iranischen Firma gemacht zu haben. Demnach habe Glencore der iranischen Firma Iralco Aluminiumoxid geliefert und dafür im Gegenzug eine geringere Menge Aluminium erhalten. Aus Aluminium können Teile für den Bau von Uranzentrifugen genutzt werden. Die Vereinten Nationen kommen zu dem Schluss, dass die Tauschgeschäfte ein Mittel sein könnten, die Handelseinschränkungen zu umschiffen. "Sollte dies zutreffen, könnten solche Transaktionen ein Weg sein, einen Rohstoff zu besorgen, der die Sanktionen umgeht", heißt es laut Reuters in dem Bericht, der 49 Seiten umfasse.

Iran suche nach immer neuen Wegen, um die Sanktionen zu umgehen, darunter falsche Papiere und Scheinfirmen. Glencore und Trafigura hätten mitgeteilt, diese Geschäfte eingestellt zu haben, hieß es weiter. Schweizer Behörden hatten zuvor erklärt, es gebe keine Hinweise darauf, dass Glencore und Trafigura die internationalen Sanktionen gegen Iran verletzt hätten. Reuters bat beide Firmen um eine Stellungnahme zu dem Bericht, bislang ohne Erfolg.

Die internationale Staatengemeinschaft wirft der Führung in Teheran vor, unter dem Deckmantel der Energieerzeugung an Nuklearwaffen zu arbeiten. Iran bestreitet die Vorwürfe.

Reuters berichtet außerdem über Gerüchte, wonach der Chef der Aluminium-Sparte von Glencore, Gary Fegel, das Unternehmen verlassen soll. Er wäre der erste hochrangige Manager, der den frisch mit Xstrata fusionierten Konzern verlässt. Der genaue Zeitpunkt sei ebenso unklar wie die Beweggründe, wie drei mit dem Vorgang vertraute Personen sagten. Fegel arbeitet seit zwölf Jahren für Glencore.

cte/Reuters
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