Knorr, Pfanni, Magnum Unilever will Firmensitz nur noch in London

Der Konsumgüterkonzern Unilever gibt seinen doppelten Unternehmenssitz auf und zieht komplett in die britische Hauptstadt - trotz Brexit.
Unilever-Firmenlogo an der Fassade der Deutschland-Zentrale in Hamburg: Hauptsitz nur noch in Großbritannien

Unilever-Firmenlogo an der Fassade der Deutschland-Zentrale in Hamburg: Hauptsitz nur noch in Großbritannien

Foto: Daniel Reinhardt/ dpa

Der traditionell niederländisch-britische Konsumgüterkonzern Unilever will seine bisherige Doppelstruktur in nur noch einer Muttergesellschaft in Großbritannien vereinen. Dies teilte der Hersteller von Suppen, Eiscreme und Tee mit. Damit könne das Unternehmen schneller reagieren - etwa auf Krisen wie die Corona-Pandemie. Die Vereinigung solle mehr Flexibilität für Fusionen und Übernahmen bringen und Komplexität verringern.

Aktienkurs zieht an

An der Börse kam der Plan sehr gut an. Der Aktienkurs zog am Donnerstag in einem sehr schwachen Marktumfeld um mehr als zwei Prozent an. Unilever war damit die einzige Aktie mit einem Kursgewinn im EuroStoxx 50.

Bisher hat Unilever, einer der größten Konsumgüterhersteller der Welt, der unter anderem die Marken Knorr, Pfanni, Langnese, Dove und Coral unter einem Dach vereint, eine duale Unternehmensstruktur. Diese besteht seit über 90 Jahren aus einem Sitz in den Niederlanden und einem Standort in Großbritannien. Im März 2018 hatte Unilever auch mit Blick auf den Brexit eigentlich angekündigt, seinen Unternehmenssitz in London aufzugeben. Der Plan fand aber nicht die erforderliche Unterstützung einer entscheidenden Gruppe von Aktionären, hieß es wenige Monate später.

Keine Entlassungen geplant, Nahrungsmittel bleiben in Rotterdam

Eine interne Untersuchung habe ergeben, dass die bisherige Doppelstruktur Probleme mit sich bringe, teilte Unilever nun mit. Die Neuorganisation soll keine Auswirkungen auf den Beschäftigtenstand oder sonstige unternehmerische Aktivitäten in den beiden Heimatländern mit sich bringen, unterstrich der Konzern. Der Konzernteil für Nahrungsmittel soll seinen Sitz weiter in Rotterdam haben, der Bereich für Körperpflegeprodukte soll weiter in Großbritannien residieren.

In den Niederlanden macht man sich jedoch trotz derartiger Zusicherungen offenbar Sorgen. Ein Grund dürfte der Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union sein. Wie Unilever einräumte, habe die niederländische Regierung eine Zusage erbeten, dass der in den Niederlanden beheimatete Unternehmensteil für Lebensmittel und Haushaltsprodukte auch im Falle einer Abtrennung vom Konzern in den Niederlanden verbleibe.

Unilever war in den Dreißigerjahren aus dem Zusammenschluss des niederländischen Margarineherstellers Margarien Unie und dem britischen Seifenhersteller Lever Brothers entstanden. Technisch soll die Restrukturierung durch eine Verschmelzung der beiden Konzernteile - Unilever Plc und Unilever NV - über die Bühne gehen. Anteilseigner der niederländischen Unilever-Sparte sollen Aktien an dem künftigen Mutterkonzern Unilever Plc erhalten. Die Dividendentitel sollen weiterhin in London, Amsterdam und New York gehandelt werden. An der Dividendenpolitik solle sich laut dem Konzern nichts ändern.

Das Vorhaben soll laut Unilever im Laufe des Jahres abgeschlossen werden, soweit die Aktionäre dem Vorhaben zustimmen.

caw/dpa/Reuters/afp
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