Trotz Insolvenz Kunden halten Unister die Treue

Die Geschäfte der insolventen Internetfirma Unister laufen offenbar besser als gedacht. Einem Bericht zufolge buchen weiter viele Kunden über die Reiseportale des Unternehmens - ein Verkauf könne abgewendet werden.
Internetseite von ab-in-den-urlaub.de

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Foto: imago

Die insolvente Leipziger Internetfirma Unister steht zwar kurz vor der Zerschlagung, der Insolvenzverwalter Lucas Flöther verbreitet aber Hoffnung: Die Geschäfte laufen ihm zufolge gut. Wie das "Handelsblatt" berichtet , buchen nach wie vor Kunden über die Reiseportale des Unternehmens. "Obwohl das Marketing eine Zeit lang ausgesetzt war, zahlreiche Firmen Insolvenz anmelden mussten und das Unternehmen ständig in den Schlagzeilen steht, können wir Portale wie fluege.de oder ab-in-den-urlaub.de fortführen", sagte Flöther demnach.

Ursprünglich wollte der Jurist den laufenden Verkaufsprozess Ende des Monats abschließen. Laut "Handelsblatt" verhandelt Flöther jedoch mit dem Gläubigerausschuss nun darüber, die Geschäfte nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens selbst fortzuführen.

Der 42-jährige Verwalter geht davon aus, dass das Unternehmen auch in dem eröffneten Insolvenzverfahren nachhaltig profitabel arbeiten kann. Das Kalkül: Wenn Flöther über mehrere Monate mit den Reiseportalen Geld verdient, wird das Vertrauen bei den Investoren schaffen. "Wir stehen nicht mit dem Rücken zur Wand", sagte Flöther.

Mitte Juli war der Unister-Gründer und Geschäftsführer Thomas Wagner bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Kurz darauf meldete das Unternehmen Insolvenz an. 1048 Beschäftigte sind von dem Verfahren betroffen, bis Ende September bekommen sie Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit. Die aktuellen Einnahmen würden Flöther zufolge aber ausreichen, um die Mitarbeiter darüber hinaus zu bezahlen.

Der Insolvenzverwalter gibt sich der Zeitung zufolge den potenziellen Käufern gegenüber selbstbewusst. Ursprünglich hatten sich nach der Insolvenz 20 Interessenten bei ihm gemeldet, von denen noch sechs Bieter übrig geblieben sind. Jetzt zeichnet sich ein "Asset-Deal" ab, bei dem der Käufer einzelne Geschäftsbereiche aus dem ganzen Unternehmen herauslöst. Vor allem das Reisegeschäft hat es den Interessenten angetan, das mit seinen bekannten Portalen "fluege.de" und "ab-in-den-urlaub.de" punktet. Schulden und juristische Risiken gingen bei dem geplanten Geschäft nicht zwangsweise auf den Käufer über.

Zu den Namen der verbliebenen Bieter wollte sich der Insolvenzverwalter nicht äußern. Als die Unister-Inhaber Anfang 2015 selbst für die Reisesparte ihres Unternehmens nach Investoren suchten, stand unter anderem der Medienkonzern ProSiebenSat.1 bereit. Das letzte Wort behalten die Gläubiger.

nck

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