Unister-Prozess Finanzvermittler zu fast vier Jahren Haft verurteilt

Unister-Betrugsprozess im Landgericht Leipzig
Foto: Jan Woitas/ dpaIm Prozess um den Kreditbetrug an Unister-Gründer Thomas Wagner ist der angeklagte Finanzvermittler Wilfried S. vom Landgericht Leipzig zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Es sprach den 69-Jährigen aus Unna des vorsätzlichen Betrugs in zwei Fällen als Mittäter schuldig. Die Dresdner Staatsanwaltschaft hatte fünfeinhalb Jahre Haft gefordert.
Die Richter sehen es als erwiesen an, dass der Verurteilte das betrügerische Geschäft mit Wagner und in einem zweiten Fall mit einer Architektin aus Nordrhein-Westfalen sowie dem angeblichen israelischen Diamantenhändler Levy Vass eingefädelt hat. Den Opfern wurde statt versprochener Millionenkredite Falschgeld angedreht.
Wagner soll Vass in Venedig 1,5 Millionen Euro übergeben haben. Im Gegenzug dafür habe er aber statt der versprochenen 15 Millionen Euro einen Koffer mit Falschgeld erhalten. Nur die oberste Lage von 20.000 Schweizer Franken sei echt gewesen.
Bei einem von Unister unabhängigen Fall hat der Finanzvermittler Wochen vor dem Deal mit Wagner eine Architektin mit der gleichen Masche betrogen. Ihr wurden anstelle von einer Million Euro Kredit 7000 Schweizer Franken und ansonsten Falschgeld übergeben.
Als strafmildernd wertete das Gericht, dass der Verurteilte nicht vorbestraft ist. Außerdem habe er - anders als die Generalstaatsanwaltschaft Dresden ihm vorgeworfen hatte - die Notlage der beiden Opfer nicht ausnutzen können, da er nicht von ihren finanziellen Notlagen gewusst habe. Er habe im Laufe des Prozesses Teilgeständnisse abgelegt und Reue hinsichtlich des Flugzeugabsturzes gezeigt, bei dem im Sommer 2016 nach der Geldübergabe neben Wagner drei Menschen ums Leben kamen.
Der Verteidiger des Angeklagten aus Nordrhein-Westfalen hatte dem Anklageplädoyer zuvor entgegengehalten, die Beweisaufnahme habe nicht ergeben, dass sein Mandant von den "betrügerischen Machenschaften" gewusst habe.
Der Unister-Gründer Wagner (38) war nach der Übergabe in Italien im vergangenen Sommer mit einem Kleinflugzeug abgestürzt und ums Leben gekommen. Das Internetunternehmen Unister meldete unmittelbar danach Insolvenz an.
Drei frühere Manager des Internetunternehmens Unister stehen ebenfalls vor Gericht - wegen Betrugs und Steuerhinterziehung. Die Ermittler werfen den Ex-Unister-Managern vor, Kunden in mehr als 87.000 Fällen durch das sogenannte Runterbuchen betrogen zu haben. Dabei soll Kunden ein höherer Preis in Rechnung gestellt werden, als das Onlineportal an den Veranstalter zahlt. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Gesamtschaden der Kunden von mehr als 7,6 Millionen Euro aus.