Teure Rechtsstreitigkeiten JP Morgan macht erstmals seit neun Jahren Verlust

Der Verkauf von Ramsch-Hypotheken kommt JP Morgan Chase teuer zu stehen. Die US-Bank erleidet wegen kostspieliger Rechtsstreitereien zum ersten Mal seit einem knappen Jahrzehnt einen Verlust - und es könnte noch schlimmer kommen.
Zentrale von JP Morgan in New York: Größte Bank in den roten Zahlen

Zentrale von JP Morgan in New York: Größte Bank in den roten Zahlen

Foto: REUTERS

New York - Die Vergangenheit holt die erfolgsverwöhnte US-Großbank JP Morgan Chase   ein. Das Institut, das selbst auf dem Höhepunkt der Finanzkrise noch Gewinne schrieb, hat im dritten Quartal Geld verloren. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 380 Millionen Dollar, wie das Institut am Freitag mitteilte. Vor einem Jahr hatte es noch 5,7 Milliarden Dollar verdient. Zuletzt hatte die Bank im zweiten Quartal 2004 einen Fehlbetrag verbucht.

Schuld sind milliardenschwere Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten. Für die zahlreichen juristischen Auseinandersetzungen legte die Bank 9,2 Milliarden Dollar zur Seite. Das belastete den Nettogewinn mit 7,2 Milliarden Dollar. Insgesamt liegen nun 23 Milliarden Dollar für mögliche Strafen und Schadensersatzansprüche bereit. "Angesichts steigender Forderungen und Strafen von Behörden hielten wir es für klug, unsere Rücklagen deutlich zu erhöhen", sagte Vorstandschef Jamie Dimon.

Der Manager deutete zugleich an, dass in den kommenden Quartalen noch mehr in die Vorsorge fließen könnte. Die Bank bezifferte das derzeit absehbare zusätzliche Risiko, für das es noch keine Rücklagen gibt, auf 5,7 Milliarden Dollar. Zuletzt war berichtet worden, dass JP Morgan mit den Aufsichtsbehörden allein wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise über einen 11 Milliarden Dollar schweren Vergleich verhandele.

Im dritten Quartal zahlte das Institut bereits wegen der mutmaßlichen Manipulation des US-Strommarkts 410 Millionen Dollar Strafe und wegen des Spekulationsdesasters um einen Derivatehändler mit Spitznamen "Wal von London" 920 Millionen Dollar. Auch im Skandal um die Manipulation des Referenzzinssatzes Libor wird gegen JPMorgan ermittelt.

US-Behörden hatten in den vergangenen Monaten den Druck auf das Institut wegen dessen zweifelhafter Geschäfte aus der Vergangenheit erhöht. Viele Experten glauben, dass die Aufarbeitung alter Vergehen erst jetzt richtig losgeht, nachdem sich der US-Bankensektor von der Folgen der Finanzkrise erholt hat.

Für Dimon ist es der erste Verlust seit seinem Amtsantritt 2006. Der "König der Wall Street" hatte JPMorgan in den vergangenen drei Jahren von einem Rekordgewinn zum nächsten geführt - jetzt sinkt sein Stern. Seit dem Bekanntwerden des 6,2 Milliarden Dollar teuren Spekulationsdebakel um den Wal von London wächst die Kritik an dem Manager. Im Frühjahr überstand er einen Misstrauensantrag von kritischen Aktionären.

mia/Reuters/dpa
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