Plan der US-Behörden Pharmakonzerne sollen mit Drogendealern gleichgestellt werden

Schmerzmittel mit hoher Suchtwirkung sorgen für Hunderttausende Tote in den USA - nun erwägen die Justizbehörden einen radikalen Schritt gegen die Hersteller. Die Börse reagierte nervös.
Schmerzmittel Oxycontin: Extrem hohes Suchtpotential lässt die Behörden nach neuen Maßnahmen suchen

Schmerzmittel Oxycontin: Extrem hohes Suchtpotential lässt die Behörden nach neuen Maßnahmen suchen

Foto: Mark Schiefelbein/AP

Den Herstellern von Schmerzmitteln könnte in den USA laut einem Zeitungsbericht noch weiterer rechtlicher Ärger drohen. Die Justizbehörden prüfen, ob Hersteller und Händler abhängig machender Opioide gegen das bundesweite Suchtmittelgesetz "Controlled Substances Act" verstoßen haben. Das schrieb das "Wall Street Journal"  am Dienstag unter Berufung auf Insider. Die Ermittlung stehe aber noch am Anfang.

Das Gesetz dient eigentlich vor allem der Strafverfolgung von Drogendealern und illegalen Netzwerken zum Handel mit verbotenen Rauschmitteln. Seine Anwendung würde eine Eskalation im Vorgehen gegen Unternehmen bedeuten, die mit Schmerzmitteln zur Medikamentenabhängigkeit in den USA beigetragen haben sollen.

Entsprechend nervös reagierten die Anleger: Die Aktien der betroffenen Pharmakonzerne und Arzneimittelhändler Teva, Mallinckrodt, AmerisourceBergen, Amneal, McKesson und Johnson & Johnson - gegen die sich die Ermittlung richten soll - gerieten teilweise massiv unter Druck. Die Unternehmen sind wegen ihrer Rolle in der Opioidkrise ohnehin schon mit einer Klagewelle konfrontiert.

Zahl der Toten geht zurück - liegt aber weiter auf hohem Niveau

Den Pharmakonzernen wird vorgeworfen, mit ihren Produkten zu der Schmerzmittelepidemie beigetragen zu haben, die in den vergangenen Jahren laut US-Behörden zu Hunderttausenden Toten durch Überdosierungen führte.

Bundesstaaten, Städte und Landkreise fordern von den Unternehmen Milliarden von Dollar zurück, die sie für den Kampf gegen Opioidabhängigkeit und Überdosierungen ausgegeben haben.

In den USA starben in den vergangenen Jahren rund 400.000 Menschen an einer Überdosis. 2018 war die Zahl der Drogentoten in den Vereinigten Staaten zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten gesunken. 2018 starben laut US-Gesundheitsbehörden rund 68.600 Menschen an einer Überdosis, im Jahr 2017 gab es circa 72.200 Todesfälle. Besonders das Unternehmen Purdue Pharma - bekannt als Hersteller des berüchtigten Schmerzmittels Oxycontin - war wegen des Suchtproblems in die Kritik geraten.

jok/dpa
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