Venezuelas Präsident Nicolas Maduro
Foto: HO/ AFPDas krisengeschüttelte Venezuela hat eine Neuordnung seiner Auslandsschulden angekündigt - und riskiert damit womöglich eine Staatspleite. Präsident Nicolas Maduro verkündete, er habe eine Refinanzierung und Umstrukturierung der ausländischen Verbindlichkeiten angeordnet. Es gehe darum, den Bedürfnissen der unter Versorgungsengpässen leidenden Bevölkerung gerecht zu werden.
Wie er sich das konkret vorstellt, sagte Maduro nicht. Unter Verweis auf die US-Sanktionen sprach er von einem "Kampf gegen die finanzielle Schikanierung" des Landes. Zuvor werde Venezuela eine noch diese Woche fällig werdende Anleihe-Zahlung des staatlichen Ölkonzerns PDVSA über 1,1 Milliarden Dollar leisten.
Venezuelas Schulden werden auf 150 Milliarden Dollar geschätzt - und übersteigen damit die Devisenreserven des Landes in Höhe von zehn Milliarden Dollar deutlich. Im Juli hatte die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die ohnehin schon schwache Bonität Venezuelas weiter heruntergestuft und von einem negativen Ausblick gesprochen.
Was macht Russland?
Größte Gläubiger des Landes sind China mit 23 Milliarden an Forderungen und Russland mit acht Milliarden. Die USA haben Venezuela mit Sanktionen belegt. US-Präsident Donald Trump untersagte per Dekret den Handel mit neuen venezolanischen Staatsanleihen. Betroffen ist auch PDVSA, der eine wichtige Einnahmequelle für Venezuela darstellt. Ölverkäufe bilden das Fundament der venezolanischen Wirtschaft und stehen für 95 Prozent der Exporte. Doch die Einnahmen sind zuletzt wegen fallender Erdölpreise deutlich zurückgegangen.
Experten befürchten, Maduros Restrukturierungspläne könnten die schwerste Schuldenkrise in Südamerika auslösen seit der Staatspleite Argentiniens 2001. Am Finanzmarkt löste Maduros Ankündigung Rätselraten und Sorgen aus. Ohne Kommunikationsstrategie und ohne Plan sei eine Umstrukturierung der Schulden unmöglich, sagte Experte Asdrubal Oliveros vom Analysehaus Ecoanalítica. Sollte die Regierung einseitig eine Umstrukturierung beschließen nach dem Motto "mach mit oder lass es", würde dies einem Zahlungsausfall entsprechen.
In Venezuela tobt seit der Parlamentswahl 2015 ein Machtkampf zwischen der linken Regierung und der Opposition. Die USA werfen Maduro Korruption und den Aufbau einer Diktatur vor und haben deswegen Sanktionen verhängt, die auch die Finanzströme des Landes beinträchtigen. Das Opec-Land leidet zudem unter dem relativ niedrigen Ölpreis und einer Wirtschaftskrise mit hoher Inflation sowie unter Engpässen bei Nahrungsmitteln und Medikamenten.
Russland hatte in der Vergangenheit bereits signalisiert, Venezuela eventuell Zahlungsaufschub zu gewähren - und könnte in der Krise eine Schlüsselrolle spielen. Der halbstaatliche Ölkonzern Rosneft beteiligt sich an der Erschließung von Ölfeldern in Venezuela. Im Oktober hatte Maduro Rosneft um weitere Milliardenhilfen ersucht - und im Gegenzug Beteiligungen an fünf weiteren Ölfeldern in Aussicht gestellt.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Männerbündnis: Venezuelas Präsident Maduro (rechts) mit Rosneft-Chef Igor Setschin.
Im Oktober 2016 weihte die venezolanische Regierung mit großem Pomp eine sechs Meter große Bronzestatue von Hugo Chávez in dessen Geburtstort Sabanetas ein - bezahlt von Rosneft.
Win-win-Situation: Setschin (links) mit Venezuelas Ölminister Eulogio Del Pino.
Raffinerie der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA: Das Land verfügt über die größten nachgewiesenen Reserven der Welt.
Ölförderung im Orinoco-Delta, wo sich die größten Reserven des Landes befinden.
Der frühere Präsident Hugo Chavez hatte die Partnerschaft mit Russland bereits 2006 eingeläutet.
Öltanker vor der Küste Venezuelas: Die Fördermengen sind zuletzt zurückgegangen.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden