Verdacht auf Sozialbetrug Großrazzia bei Kaufland und Netto

Netto-Logo in Halle: Konzern will mit Ermittlern kooperieren
Foto: dapdSchweinfurt - Es war eine großangelegte Razzia: Mehr als 450 Zollfahnder haben am Dienstag sechs Warenzentren der beiden Unternehmen Netto und Kaufland sowie Wohn- und Geschäftsräume in fünf Bundesländern durchsucht. Die Ermittler des Hauptzollamts Schweinfurt werfen den Unternehmen vor, mit Lagerarbeitern und Staplerfahrern unwirksame Werkverträge geschlossen zu haben.
Dadurch seien diese Leiharbeiter erheblich unter Tarif bezahlt und Beiträge zur Sozialversicherung hinterzogen worden. Nach Angaben aus dem Umfeld der Ermittler erhielten die Arbeiter rund 30 Prozent weniger Lohn als tariflich festgeschrieben. Bei den Durchsuchungen wurden den Ermittlern zufolge viele Beweismittel sichergestellt. Die Auswertung könne Monate dauern, erst danach sei es möglich, die Höhe des Schadens zu beziffern, teilte das Hauptzollamt Schweinfurt mit.
Kaufland und Netto wollen mit Ermittlern zusammenarbeiten
Die Firmen bestätigten die Durchsuchungen. Kaufland erklärte, man arbeite mit dem Zoll "kooperativ zusammen" und unterstütze ihn "umfänglich". In früheren Fällen hätten sich jedoch aus Untersuchungen keine weiteren Ermittlungen ergeben. Netto teilte mit, das Unternehmen arbeite mit "verschiedenen geprüften Dienstleistern" zusammen, und dies basiere "auf der Einhaltung aller einschlägigen Gesetze". Kaufland gehört ebenso wie Lidl zur Schwarz-Gruppe, Netto ist eine Tochter von Edeka.
An der konzertierten Aktion waren zahlreiche Behörden beteiligt. So erteilten unter anderem die Staatsanwaltschaften in Bamberg, Regensburg und Stuttgart den Auftrag zu den Durchsuchungen. Insgesamt wurden mehr als 60 Lagerhallen, Büros und Häuser nicht nur von Netto und Kaufland, sondern auch von weiteren beteiligten Firmen und von Unternehmensverantwortlichen in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen durchsucht.