Pfizer und Allergan Viagra-Hersteller will Botox-Hersteller schlucken

Pfizer-Zentrale in New York: Deal würde Steuern sparen
Foto: Andrew Kelly/ REUTERSDie Pharmabranche ist derzeit im Fusionsfieber. In diesem Jahr umfasst der Wert der Übernahmen bereits 850 Milliarden Dollar - und die größte steht womöglich noch bevor: Pfizer erwägt, den Botox-Hersteller Allergan zu kaufen, berichten das "Wall Street Journal" und die "Financial Times" übereinstimmend unter Berufung auf Insider. Demnach hat es bereits Vorgespräche zwischen den Konzernen gegeben.
Gelingt der Deal, könnte der größte Pharmakonzern der Welt entstehen. Derzeit ist das noch Johnson & Johnson mit einem Börsenwert von 277 Milliarden Dollar. Pfizer , das vor allem durch Viagra bekannt geworden ist, hatte am Mittwochabend einen Börsenwert von 218 Milliarden Dollar, Allergan war 113 Milliarden Dollar wert.
Den Insidern zufolge ist es derzeit allerdings noch nicht sicher, ob am Ende der Gespräche auch ein konkretes Übernahmeangebot stehen wird. Eine Reihe von Punkten könnte dies demnach noch verhindern. So könnten die Allergan-Aktionäre auf einen zu hohen Preis bestehen. Pfizer-Chef Ian Read hatte in einer Telefonkonferenz am Dienstag allgemein über die Pharmabranche gesagt, dass die Aktienkurse der Unternehmen derzeit zwar fielen. Ob das aber auch bedeute, dass Übernahmen dementsprechend günstig seien, sei nicht sicher.
Steuern sparen als Fusionsgrund
Zudem sei noch nicht klar, in welchem Ausmaß Pfizer Stellen abbauen und Fabriken schließen wolle, berichtet das "Wall Street Journal". Auch die Zusammensetzung der Konzernspitze und insbesondere die Zukunft des derzeitigen Allergan-Chefs Brent Saunders könnten eine Fusion ebenfalls noch verhindern.
Die Übernahmewelle in der Pharmabranche ist unter anderem auf strukturelle Probleme zurückzuführen. So sind die Forschungskosten der Unternehmen sehr hoch, zudem laufen derzeit und in der nahen Zukunft einige Patente auf gewinnträchtige Medikamente aus. Das zwingt die Konzerne, sich möglichst zu vergrößern.
Im Fall von Pfizer dürften allerdings auch steuerliche Gründe eine Rolle spielen. Bereits bei der im vergangenen Jahr anvisierten und dann gescheiterten Übernahme des Londoner Rivalen Astra-Zeneca ging es auch darum, die in Großbritannien niedrigeren Unternehmensteuern nutzen zu können.
Allergan mit Sitz in Dublin ist formal ein irisches Unternehmen und profitiert von den sehr geringen Steuersätzen in dem EU-Mitgliedstaat. Das macht der Vergleich mit Pfizer deutlich: Im vergangenen Jahr betrug laut "Financial Times" der effektive Steuersatz in den USA für den Viagra-Hersteller 25,5 Prozent, für Allergan in Irland hingegen nur 4,8 Prozent. "Um in Zukunft erfolgreich zu sein, brauchen wir einen wettbewerbsfähigen Steuersatz. Das ist ein wichtiges Thema", hatte Pfizer-Chef Read in der Telefonkonferenz am Dienstag gesagt.