Mitten in Unitymedia-Übernahme Vodafone-Chef Colao hört überraschend auf

Vittorio Colao
Foto: Sergio Perez/ REUTERSMitten in der Übernahme des Kabelnetzbetreibers Unity Media gibt der langjährige Vodafone-Firmenchef Vittorio Colao die Führung des Konzerns ab. Ab Oktober soll der bisherige Finanzchef Nick Read den Posten übernehmen. Es sei die richtige Zeit dafür, kündigte Colao überraschend bei der Vorstellung der Jahresbilanz an. An der Börse kam der Wechsel an der Spitze zunächst nicht gut an. Zum Handelsstart verlor die Vodafone-Aktie in London 3,7 Prozent.
Der 56-jährige Colao steht seit zehn Jahren an der Vodafone-Spitze. Der Italiener hat sich mit mehreren aufsehenerregenden Transaktionen einen Namen in der Branche gemacht. In seiner Ära zog sich Vodafone aus dem US-Geschäft zurück und verkaufte für 130 Milliarden Dollar seine Beteiligung am Joint-Venture mit Verizon. Unter der Führung von Colao, der lange das Italien-Geschäft verantwortete, entwickelte sich der Konzern vom reinen Mobilfunk- zu einem Kommunikationsanbieter, der auch Kabelfernsehen und Festnetz offeriert und sich stärker auf Europa konzentriert.
Bisher ist unklar, was Colao nach seinem Abschied im Oktober beruflich macht. Einige Beobachter vermuten, dass es ihn in die italienische Politik ziehen könnte.
Den Milliarden-Deal muss nun der Nachfolger besiegeln
Vergangene Woche gab Vodafone bekannt, in Deutschland und anderen osteuropäischen Ländern für 18,4 Milliarden Euro die Aktivitäten des Unitymedia-Mutterkonzerns Liberty Global zu erwerben. Colaos 53-jähriger Nachfolger Read gilt als Co-Architekt dieses lange erwarteten Deals. Er muss ihn nun zu Ende bringen. Abgeschlossen werden soll das Geschäft Mitte kommenden Jahres - Kartellbehörden müssen die Übernahme erst noch genehmigen.
Es wäre die größte Transaktion in der europäischen Telekom-Branche seit Jahren. Vodafone würde das Kabelfernsehnetz in Deutschland beherrschen. Auch darum gibt es Widerstand: Konkurrenten wie die Deutsche Telekom wettern wegen angeblicher Übermacht in einzelnen Märkten gegen den Deal.
Finanziell steht Vodafone wieder besser da als noch vor einem Jahr. Mit Hilfe von Einsparungen, Neukunden und einer starken Nachfrage nach Datenpaketen kehrten die Briten in die Gewinnzone zurück. Im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2017/18 erzielte Vodafone ein Gewinn in Höhe von 2,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte eine Milliarden-Abschreibung in Indien dem Konzern einen Verlust gebracht.