Trotz gesteigerten Gewinns Volkswagen enttäuscht Anleger

Auch in Zeiten von Ukrainekrieg und Energiekrise hat Volkswagen seinen Gewinn ausweiten können. An der Börse kamen die Zahlen dennoch nicht gut an.
Volkswagen-Logo auf einer Felge

Volkswagen-Logo auf einer Felge

Foto: Francois Lenoir / REUTERS

Volkswagen hat ersten Eckdaten zufolge 2022 seinen Gewinn im laufenden Geschäft trotz des Ukrainekriegs und der Energiekrise ausbauen können. Jedoch zeigten sich nach wie vor spürbare Konsequenzen der Versorgungsengpässe bei Rohstoffen sowie der anhaltenden Probleme in etlichen Lieferketten. Umfangreiche Finanzmittel blieben dadurch etwa in den Lagerbeständen der VW-Gruppe oder in bestimmten Betriebsmaterialien gebunden.

Am Aktienmarkt kamen die Eckdaten für das abgelaufene Jahr am Vormittag nicht gut an. Die VW-Vorzugsaktien verloren als Schlusslicht des insgesamt freundlichen Dax 0,6 Prozent. Zwischenzeitlich hatte der Kurs gar 2,7 Prozent verloren.

Während der Nettozufluss an freien Barmitteln die Zielsetzung des Unternehmens und auch seine Schätzung deutlich verfehlt habe, lägen die gewinnorientierten Kennziffern im Rahmen der Erwartungen, schrieb Analyst Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies.

Analyst Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC erwartet unterdessen nicht, dass der Markt auf die Vorabveröffentlichung der freien Barmittel für 2022 allzu heftig reagieren wird. VW sei nicht der einzige Hersteller, der mit logistischen Problemen zu kämpfen habe, wenn es darum gehe, die fertig produzierten Lagerbestände zum Jahresende zu den Händlern zu bringen.

Der um Einmaleffekte bereinigte Mittelzufluss dürfte um rund fünf Milliarden Euro unter der Zielsetzung des Konzerns gelegen haben, monierte UBS-Experte Patrick Hummel. Das dürfte den Investoren Sorgen bereiten, wenngleich die Dividende sicher sein sollte. Beim operativen Ergebnis habe VW die Markterwartungen leicht verfehlt.

Wie die Wolfsburger am Dienstagabend auf Basis vorläufiger Zahlen mitgeteilt hatten, legte das operative Ergebnis vor Sondereffekten von gut 20 Milliarden Euro im Vorjahr auf 22,5 Milliarden Euro zu. Die Steigerung fiel damit deutlich geringer aus als von 2020 auf 2021 – aber die erwartete Umsatzrendite bewege sich im Rahmen der Planungen, hieß es. Sie soll bei etwa 8,1 Prozent liegen, nach 8,0 Prozent 2021. VW behielte also rechnerisch von 100 Euro Erlös ohne Berücksichtigung von Steuern, Zinsen und weiteren Faktoren 8,10 Euro in der Kasse.

Den Gewinn unterm Strich nannte die Volkswagen AG noch nicht. Er dürfte mit der Vorlage des vollständigen Geschäftsberichts am 14. März bekanntgegeben werden. Seinen Umsatz konnte das größte deutsche Unternehmen den Angaben zufolge im vorigen Jahr voraussichtlich von 250,2 Milliarden Euro auf 279 Milliarden Euro erhöhen. Eine Ursache dafür dürften auch im Schnitt höhere Preise für die ausgelieferten Fahrzeuge sein – denn die Zahl der Gesamtverkäufe sank beträchtlich.

Mangel an Mikrochips

Die fast schon chronische Mangellage im Einkauf von Mikrochips und weiterer Elektronik hatte bei vielen Herstellern zu Staus in der Produktion und zu langen Wartezeiten für die Kunden geführt so auch bei VW. In der nach Toyota zweitgrößten Autogruppe der Welt gingen die Auslieferungen 2022 im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent zurück.

Der Konzern verkaufte 8,26 Millionen Fahrzeuge. Im Vorjahr waren es noch etwa 8,88 Millionen gewesen. Einzige Wachstumsregion war 2022 unterm Strich Asien-Pazifik – wenn man hier den wichtigsten Markt China ausnimmt, wo es insbesondere aufgrund von Covid-Lockdowns um 3,6 Prozent abwärtsging.

Allerdings verbesserte sich der Absatz von Elektromodellen erneut. Hier gelang den VW-Konzernmarken gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um gut 26 Prozent auf über 572.000 Wagen. Und auch das Gesamtgeschäft stabilisierte sich im Jahresverlauf 2022 wieder.

dab/dpa

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren