Widerstand der Eigentümer Porsche und Piëch zweifeln an VWs Verkaufsplänen
Volkswagen soll schlanker werden - zumindest, wenn es nach Matthias Müller geht. Doch der Konzernchef muss für seine anvisierten Verkäufe von Konzernteilen nicht nur den Widerstand der Arbeitnehmerseite überwinden. Auch seine wichtigsten Eigentümer sind nicht überzeugt von den Plänen des Managers.
"Aktuell sehe ich keine Notwendigkeit, sich von Teilen des Konzerns zu trennen", sagte Wolfgang Porsche, Sprecher des Familienclans Porsche und Piëch, dem SPIEGEL am Rande der VW-Auftaktshow zur Automesse IAA in Frankfurt. "Das steht derzeit nicht im Fokus. Das Thema ist im Aufsichtsrat auch noch nicht behandelt worden."
Sein Cousin Hans Michel Piëch sieht ebenso keinen Handlungsbedarf. "Ich bin mit der jetzigen Struktur zufrieden", sagte der Bruder des einstigen Konzernpatriarchen Ferdinand Piëch. "Wenn es Vorschläge für Abspaltungen vonseiten der Konzernspitze gibt, schauen wir uns das an."
Zuvor war Müller mit seinen Überlegungen, Töchter und Geschäftsbereiche des VW-Konzerns abzugeben, die aus seiner Sicht nicht mehr zum Kerngeschäft gehören, auf eine Blockade durch die Arbeitnehmerseite gestoßen. Sie will Abspaltungen schon im Vorfeld verhindern. So hatten die Arbeitnehmervertreter sich klar gegen die Idee ausgesprochen, den Motorradhersteller Ducati zu verkaufen.
Müller hatte kürzlich seine Pläne für eine deutliche Restrukturierung des Unternehmens erneuert. Ein neues Team arbeite aktiv am Verkauf mehrerer Konzernbereiche, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehörten, hatte er betont.
Nicht zum Kerngeschäft könnten bei VW theoretisch Firmenteile mit einem Umsatzanteil von bis zu rund 20 Prozent gehören - auch wenn es nach Aussagen aus dem Konzern nicht darum gehe, tatsächlich ein Fünftel des Konzernumsatzes durch Verkäufe abzustoßen.
Doch schon so bringen die Verkaufsüberlegungen Unruhe in den Konzern, und im Aufsichtsrat hat Müller damit einen schweren Stand.
"Es gibt wichtigere Themen"
Familienoberhaupt Porsche bügelt Verkaufspläne vorerst ab. "Es gibt wichtigere Themen", sagte er. Es sei vorerst zentral, dass der mit den Arbeitnehmervertretern für die Marke VW ausgehandelte Zukunftspakt in allen Bereichen umgesetzt werde. "Wir sollten den Fokus auf die Profitabilität des Konzerns richten. Die Marke VW hat zwischenzeitlich viel erreicht, aber man darf jetzt nicht nachlassen."
Mit dem sogenannten Zukunftspakt will VW die Kosten drastisch senken - durch Gehaltskürzungen und Mehrarbeit bis hin zu Entlassungen, mit denen das Unternehmen Tausende Stellen abbauen will. So soll die Marke VW, die unter zu geringen Gewinnmargen leidet, die Kraft für milliardenhohe Investitionen in neue Antriebe wie Elektromobilität und den Aufbau neuer Mobilitätsdienste gewinnen.
In der Entwicklung neuer Antriebe habe Volkswagen in der Vergangenheit einiges verpasst, moniert Familiensprecher Porsche. "Wir haben viele Fehler gemacht. Da gibt es nichts zu deuteln." Dass es zudem sogar zu Manipulationen von Dieselmotoren im Konzern gekommen ist, hat den Clan-Chef erschüttert. "Für mich war dieses Thema ein Schock", sagte er. "Das hätte ich nie für möglich gehalten."