Chipmangel Volkswagen will fast alle Nachtschichten im Stammwerk streichen

Es fehlt an Halbleitern und elektronischen Bauteilen: Volkswagen muss die Produktion herunterfahren – und steigt in seinem Wolfsburger Stammwerk wohl bald vom Drei- auf ein Zweischichtsystem um.
Montage bei Volkswagen: Lieferkrise sorgt für Unterauslastung

Montage bei Volkswagen: Lieferkrise sorgt für Unterauslastung

Foto: Swen Pförtner / dpa

Die zähe Lieferkrise bei Mikrochips und weiteren wichtigen Elektronikbauteilen zwingt Volkswagen ab Mitte April voraussichtlich zur Streichung nahezu sämtlicher Nachtschichten am Stammsitz Wolfsburg. Das wurde Insidern zufolge am Freitag in einer Sitzung der Arbeitszeitkommission deutlich.

Demnach dürfte in der größten Autofabrik der Welt in der Zeit nach den Osterfeiertagen vorerst nur noch auf einer Montagelinie auch nachts gearbeitet werden. Überall sonst greift dann wohl ein Zwei- statt Dreischichtbetrieb. Hintergrund ist der immer noch anhaltende, gravierende Teilemangel bei Halbleitern. Dieser führt seit Monaten in der gesamten Industrie zur Versorgungsengpässen und blockiert besonders in der Fahrzeugbranche Produktion und Auslieferungen.

Bei VW ist von einer »dramatischen Unterauslastung des Stammwerks« die Rede, die jetzt »spürbare Folgen für das bisherige Schichtsystem« habe. So fallen den Plänen des Managements zufolge demnächst alle Nachteinsätze der Beschäftigten in der Fertigung des zentralen Modells Golf weg. Der Betriebsrat äußerte sich reserviert. »Wir haben diese Vorhaben des Unternehmens zur Kenntnis genommen«, sagte die Vorsitzende Daniela Cavallo.

Durch mögliche Omikron-Lockdowns in chinesischen Hafenstädten könnten sich die Lieferprobleme in der Branche sogar noch verschärfen. Davor warnt die Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller. »Die weltweite Halbleiterknappheit macht uns ohnehin schon sehr zu schaffen«, sagte sie dem Nachrichtenportal »t-online«. »Wenn es jetzt noch zu zusätzlichen Lieferschwierigkeiten kommt, wird das zu einem großen Problem.« Weitere Produktionsstopps könne sie deshalb nicht ausschließen.

China verfolgt eine Strategie, bei der bereits kleinere Infektionszahlen mit harten Maßnahmen bekämpft werden. In den vergangenen Wochen haben die Behörden in mehreren Millionenstädten Lockdowns verhängt. Dadurch kam es unter anderem zu Produktionsstopps in Fabriken, logistischen Verzögerungen und einem Einbruch des Binnenkonsums.

fdi/dpa
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