Volkswagen Israelischer Geheimdienst wusste früh über Dieselskandal Bescheid
Der israelische Geheimdienst Schin Bet spielt nach Informationen von SPIEGEL ONLINE im VW-Dieselskandal eine Rolle. Er soll über ein Schreiben verfügt haben, demzufolge US-Behörden den damaligen VW-Chef Martin Winterkorn frühzeitig über den Betrug bei Abgaswerten in Kenntnis gesetzt haben.
Bei einem Treffen Ende Februar 2015 soll der ehemalige israelische Botschafter Avi Primor dem damaligen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch ein entsprechendes Dokument gezeigt haben. Primor war in Begleitung von zwei Mitarbeitern, die im Volkswagen-Konzern die Datensicherheit überprüfen sollten. Einer der beiden war der ehemalige Chef des Schin Bet, Juval Diskin. Ein ranghoher Mitarbeiter des VW-Konzerns bestätigte SPIEGEL ONLINE die Arbeit des Ex-Schin-Bet-Chefs für den Konzern.
Piëch hatte bei seiner Befragung im Dezember 2016 vor der Staatsanwaltschaft Braunschweig ausgesagt, dass er, nachdem er das Dokument gesehen hatte, Anfang März 2015 den damaligen VW-Chef Winterkorn auf das Schreiben angesprochen habe. Winterkorn habe ihm versichert, ein solches Schreiben aus den USA existiere nicht. Später habe er auch noch die Mitglieder des Aufsichtsratspräsidiums, den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil, Bernd Osterloh, den ehemaligen IG-Metall-Chef Berthold Huber und Wolfgang Porsche informiert. Die vier sagen, dies treffe nicht zu.
Primor und Diskin haben Piëchs Darstellung inzwischen widersprochen. Primor sagte dem "Handelsblatt", er habe nicht mit Piëch über den Abgasskandal gesprochen. Diskin teilte SPIEGEL ONLINE mit, es handele sich um "kompletten Nonsense".
Korrektur: In einer früheren Version des Artikels hieß es, Juval Diskin sei Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad gewesen. Das ist falsch. Er war Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.