IT-Tochter Cariad VW-Aufsichtsrat fürchtet Folgen des Softwarechaos im Wettbewerb mit Tesla

VW-Chef Herbert Diess: Auch die Vertreter der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch seien alarmiert, heißt es
Foto: Nikita Teryoshin / NYT / Redux / laifIm VW-Aufsichtsrat gibt es Befürchtungen, Europas größter Autokonzern könnte im Wettlauf um die Mobilität der Zukunft von chinesischen und kalifornischen Rivalen abgehängt werden. In der Sitzung vom 11. Mai war von gravierenden Managementfehlern bei der IT-Tochter Cariad die Rede. Konzernchef Herbert Diess will die Firma zum größten europäischen Softwarekonzern nach SAP aufbauen. Vorbild für den Umbau ist der Elektroauto-Weltmarktführer Tesla.
Die Aufseher sehen jedoch Probleme bei der Umsetzung der ehrgeizigen Pläne. Sie verlangen bis zur nächsten Sitzung Anfang Juli ein überarbeitetes Konzept für Cariad, das auch eine organisatorische Neuaufstellung der Softwaretochter bedeuten könnte. Abläufe sollen vereinfacht, Entscheidungen beschleunigt werden. Kompetenzrangeleien zwischen den Marken VW, Audi und Porsche hatten aus Sicht der Aufsichtsräte zuletzt immer wieder Verzögerungen verursacht.
Aufholjagd
Auch die Vertreter der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch seien alarmiert, heißt es. Sie stört, dass die E-Version von Porsches Kompakt-SUV Macan mit etwa zweijähriger Verspätung auf den Markt kommt. Cariad-Vertreter wiederum beklagen, ihnen fehlten die personellen Kapazitäten, um die neue Software zu entwickeln. Viele Experten seien noch damit beschäftigt, die Schwächen der Vorgängersoftware zu beseitigen.

Die da oben
Eine kleine Gruppe von Superreichen häuft immer größere Besitztümer an. Die wohlhabendsten 520.000 Menschen verfügen über mehr als ein Zehntel des globalen Vermögens. Und sie tun alles, um möglichst wenig abzugeben – während Menschen am Existenzminimum zunehmend leiden.
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Ein Dutzend Probleme
Eine von Audi beauftragte Studie der Unternehmensberatung McKinsey habe etwa ein Dutzend Probleme offengelegt, berichten Insider. Die verschiedenen Prozessbeteiligten täten sich schwer, miteinander zu kommunizieren. Das gefährde die Zeitpläne. So wird das Audi-Projekt Artemis wohl nicht vor 2027 auf die Straße kommen. Ursprünglich sollte das autonom fahrende E-Auto 2024 bereits marktreif sein. Statt Artemis soll das VW-Projekt Trinity den ersten Zugriff auf die neue Software erhalten und von 2026 an produziert werden. Doch auch dieser Zeitplan ist wackelig, befürchten Strategen.
Die Lösung der Probleme ist seit Jahresanfang Chefsache: Konzernboss Diess hat die Verantwortung für Cariad von Audi-Chef Markus Duesmann übernommen. Von Diess erwarteten die Aufsichtsräte, dass er sein Versprechen, den VW-Konzern auf Augenhöhe mit Tesla oder Google zu bringen, zügig in die Tat umsetze, heißt es.
Diess selbst sieht sich nicht als Getriebener, sondern als Treiber. Er hatte unlängst erklärt, Cariad gewinne an Fahrt. Dabei soll eine Kooperation mit dem US-Chipgiganten Qualcomm helfen, der Cariad Halbleiter für das autonome Fahren liefert.