Ermittlungsverfahren VW-Eigentümer halten zu Aufsichtsratschef Pötsch

VW-Führungsriege
Foto: Rainer Jensen/ dpaDas jetzt eingeleitete Ermittlungsverfahren ist für die VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch kein Anlass, an Konzern-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch zu zweifeln. "Die Familien Porsche und Piëch stehen uneingeschränkt hinter Herrn Pötsch", ließ Wolfgang Porsche am Sonntag mitteilen, der ebenfalls im Aufsichtsrat sitzt. Nach Konzernangaben ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Pötsch wegen des Verdachts der Marktmanipulation im Zuge des Abgasskandals.
Das Unternehmen ist dagegen der Auffassung, dass der Vorstand den Kapitalmarkt ordnungsgemäß informiert hat: "Wir teilen weiterhin die Rechtsauffassung von Volkswagen, dass alle kapitalmarktrechtlichen Kommunikationspflichten im Zusammenhang mit der Dieselthematik eingehalten worden sind", sagte Porsche.
Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Stephan Weil warnte vor voreiligen Schlüssen: "Der endgültige Abschluss der Ermittlungen bleibt abzuwarten, vorschnelle Schlussfolgerungen verbieten sich", teilte seine Sprecherin mit. Auch die IG Metall verwies auf die Unschuldsvermutung: "Es liegen keine neuen Erkenntnisse vor", hieß es von der Gewerkschaft. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig war zunächst nicht zu erreichen.
Im Abgasskandal ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen möglicher Marktmanipulation bereits gegen Ex-VW-Boss Martin Winterkorn und den amtierenden VW-Markenchef Herbert Diess. Gegen die Manager liegt ein Anfangsverdacht vor, die Finanzwelt zu spät über den aufgeflogenen Abgasskandal informiert zu haben und so wichtige Informationen für Anleger unterdrückt zu haben.
Bei Pötsch beziehe sich das Ermittlungsverfahren auf die Zeit, als er Finanzvorstand des Konzerns war, hieß es bei VW. Pötsch und der Konzern wollten die Ermittler "in vollem Umfang unterstützen."
Auslöser des Ermittlungsverfahrens ist eine Strafanzeige der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Sie wacht über die Pflicht von börsennotierten Unternehmen, die Finanzwelt rechtzeitig über wichtige Themen zu informieren.
Die Staatsanwaltschaft sah mit ihren Ermittlungen gegen Diess und Winterkorn bereits genügend Anhaltspunkte dafür, dass der Autobauer womöglich zu spät "über die zu erwartenden erheblichen finanziellen Verluste des Konzerns" informiert haben könnte. Diese Ermittlungen wurden laut Konzern nun ausgeweitet.
Warum erst jetzt gegen Pötsch ermittelt wird, blieb zunächst unklar. Als damaliger Finanzchef war er maßgeblich für die Kommunikation mit den Anlegern zuständig.
Der Kurs der VW-Aktie war nach Bekanntwerden der Vorwürfe aus den USA um mehr als die Hälfte eingebrochen. Inzwischen hat sich der Wert wieder etwas erholt, liegt aber noch immer deutlich unter dem Niveau vor dem Abgasskandal.
Viele Anleger verlangen vor Gericht einen Ausgleich für die hohen Verluste, die sie im Zuge der Affäre erlitten haben. Auch mehrere Bundesländer klagen in diesem Zusammenhang gegen VW. Zuletzt lagen am Landgericht Braunschweig 1400 Klagen von Aktionären vor. Insgesamt fordern sie etwa 8,2 Milliarden Euro.