Elektromobilität VW erwägt Bau gigantischer Batteriefabrik

Elektro-Golf an Stromtankstelle
Foto: Sebastian Gollnow/ dpa

Elektro-Golf an Stromtankstelle
Foto: Sebastian Gollnow/ dpaWandelt sich Volkswagen doch noch zum E-Autokonzern?
Möglicherweise setzt VW nach der Dieselaffäre im großen Stil auf die Elektromobilität: Der Konzern erwägt, Milliarden in den Bau einer eigenen Batteriefabrik zu stecken. Ein solches Werk könnte bis zu zehn Milliarden Euro kosten, berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Konzernkreise. Ein möglicher Standort sei Salzgitter.
Auch das "Handelsblatt" berichtet, im VW-Management neige sich die Stimmung in Richtung eigener Fertigung, um von asiatischen Herstellern unabhängig zu sein.
Ein VW-Sprecher sprach von "Spekulationen", die das Unternehmen nicht kommentiere. "Grundsätzlich gilt: Wir haben die Elektromobilität in die Mitte des Konzerns geholt und umfangreiche Kompetenzen aufgebaut." Volkswagen habe sich das Ziel gesetzt, bis 2018 Marktführer in der E-Mobilität zu werden.
Die Betriebsratsvorsitzenden von Daimler, Volkswagen und BMW hatten sich wiederholt für eine Batteriefertigung in Deutschland stark gemacht. Dabei geht es vor allem um die Produktion von Batteriezellen. Die Zellen gelten als Schlüssel für den Durchbruch von Elektroautos, weil sie bislang die Reichweite begrenzen und die Fahrzeuge teuer machen. Deutschland droht aber hier abhängig vor allem von asiatischen Herstellern zu werden. Außerdem baut der E-Autopionier Tesla in den USA zusammen mit Panasonic die bislang größte Zellfertigung der Welt auf, die 2017 starten soll.
Arbeitnehmervertreter befürchten außerdem Arbeitsplatzverluste in Fabriken, in denen Komponenten gebaut werden, die im E-Autozeitalter nicht mehr gebraucht werden.
Bei Volkswagen geht es etwa um die Zukunft des Motorenwerks in Salzgitter, in dem herkömmliche Antriebe gebaut werden. Betriebsratschef Bernd Osterloh warnte im März laut Teilnehmerkreisen auf einer Betriebsversammlung, das Werk werde in den kommenden 10 bis 15 Jahren durch die Veränderung der Antriebstechnologie vor ein massives Beschäftigungsproblem gestellt.
Die Autobranche zweifelte bislang an der Wirtschaftlichkeit einer solchen Batteriezellenproduktion. Daimler hatte Ende 2015 seine Zellfertigung im sächsischen Kamenz eingestellt. Nur die Batteriesysteme selbst bauen die deutschen Autobauer zusammen.
VW-Markenchef Herbert Diess hatte bereits im vergangenen November ein Umdenken gefordert. "Ich bin der Meinung, wir brauchen eine Batteriefertigung in Deutschland. Das ist die Kerntechnologie der Elektromobilität", hatte Diess gesagt. "Ein großer Teil der Wertschöpfung wird in Zukunft die Batterie sein. Insofern fände ich eine konzertierte Aktion richtig."
Volkswagen will auch als Folge der Abgasaffäre die Elektromobilität massiv ausbauen. Im Jahr 2025 will der Konzern mit seinen Marken VW, Audi, Porsche und Co. eine Million reine Elektroautos und Hybridfahrzeuge verkaufen. Jedes zehnte verkaufte Auto hätte damit nach heutigem Stand einen Batterieantrieb an Bord. Die Bundesregierung hatte vor Kurzem Kaufprämien für Elektroautos und Hybridfahrzeuge in Deutschland beschlossen.
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Lohner-Porsche: Der Urvater des Elektromobils wurde erstmals auf der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 gezeigt. Die in den Radnaben der beiden Vorderräder eingebauten Elektromotoren erbrachten eine Leistung von 2,5 PS, der Akkumulator erlaubte eine Fahrstrecke von 50 Kilometern pro Ladung.
Die Leistungswerte von Elektroautos veränderten sich über Jahrzehnte kaum, weil sich die Autoindustrie in den hundert Jahren nach dem Debüt des Lohner-Porsches ausschließlich auf Verbrennungsmotoren konzentrierte.
EV1:1996 brachte General Motors in Kleinserie dieses Elektroautos auf den Markt. Nach einigen Jahren wurden die etwa 800 verleasten Fahrzeuge verschrottet und das Projekt eingestellt. GM führte betriebswirtschaftliche Gründe an - der Dokumentarfilm "Who killed the electric car" unterstellte jedoch, die Mineralöllobby habe dem Stromer den Garaus gemacht.
Think City: Der norwegische Zweisitzer war das erste in nennenswerter Stückzahl gefertigte europäische Stromvehikel. Der Think ist durchaus alltagstauglich, offenbart allerdings auch die Probleme vieler Stromer: Die meist in Kleinserie gefertigten Autos sind spartanischer als herkömmliche Pkw; Innenausstattung und Handling des Think erinnern an einen japanischen Kompaktwagen aus den Siebzigerjahren.
Tesla Roadster: Dass Elektroautos nicht freudlos daherkommen müssen, zeigt dieser kalifornische Sportwagen auf Lotus-Elise-Basis. Der Tesla Roadster ist mit 7000 Akkupacks vollgestopft und beschleunigt schneller als ein Porsche 911.
Chevrolet Volt: Seit 2010 verkauft die GM-Tochter ein Auto, dass von einem Elektromotor angetrieben wird und nur auf längeren Strecken ein Verbrennungsaggregat als Generator zuschaltet.
Ein technisch identisches Modell bietet auch Opel unter der Bezeichnung Ampera an.
Toyota Prius Plug-in-Hybrid: Seit dem Spätsommer 2012 bietet der japanische Hersteller dieses Modell an. Im Vergleich zum herkömmlichen Prius besitzt die Plug-in-Variante einen größeren Akku, der an einer Haushaltssteckdose aufgeladen werden kann. Die gesteigerte Kapazität des Speichers sorgt für eine größere Reichweite im Elektrobetrieb. Außerdem ist der Benzinverbrauch im Hybridmodus geringer. Laut Hersteller soll der Wagen nun nur noch 2,6 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen.
Elektro-Porsche von Ruf: Das Interesse an strombetriebenen Fahrzeugen hat viele Bastler auf den Plan gerufen.
Der Allgäuer Porsche-Tuner Ruf hat auf eigene Faust einen 911er mit E-Antrieb entwickelt. Äußerlich ist dem Sportwagen nicht anzusehen, dass er mit Strom fährt.
Aptera Typ-1: Ein weiteres Tüftlerprojekt ist dieses besonders aerodynamische Vehikel von Aptera Motors aus dem kalifornischen Carlsbad.
Das Fahrzeug dürfte für den Einsatz im winterlichen Nordeuropa allerdings kaum geeignet sein.
Smart ed: Der Kleinstwagen aus dem Daimler-Konzern ist auch mit Elektroantrieb erhältlich. Die Preise beginnen bei 18.910 Euro. Darin ist aber noch nicht die Batterie enthalten. Wer mit dem Smart ed unterwegs sein will, muss den Stromspeicher für 65 Euro im Monat leasen. Die E-Maschine leistet maximal 75 PS und liefert ein Drehmoment von 130 Nm. Die Reichweite gibt der Hersteller mit 145 Kilometern an.
... Elektroversion des Smart. Nach einem erfolgreichen Testlauf in Großbritannien wird der Daimler-Kleinwagen nun auch in Berlin und Rom eingesetzt.
Im Jahr 2012 könnte das kleine E-Auto in Serie gehen. Auch die Mercedes-Modelle A- und B-Klasse könnten elektrifiziert werden. Daimler will zudem gemeinsam mit dem Mischkonzern Evonik ein eigenes Werk zur Akkuproduktion bauen
Mini E: Die kürzlich vorgestellte Elektroversion des BMW-Lifestyle-Wägelchens fährt komplett elektrisch.
Die Münchner starten demnächst einen größeren Feldversuch in den USA, bei dem die Strom-Minis an 500 ausgewählte Beta-Tester verleast werden.
Honda FCX Clarity: Auch Wasserstoffautos, wie dieser zurzeit in Kalifornien im Testlauf befindliche Wagen, sind im Prinzip Elektrofahrzeuge. Das Hydrogen wird in einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt.
Kritiker monieren, dass Wasserstofffahrzeuge ineffizient seien; zunächst müsse Strom aufgewandt werden, um Wasserstoff zu erzeugen - der dann wieder in Strom konvertiert wird.
Solarenergie-Anlage: Viele Experten halten es deshalb für sinnvoller, Autos direkt an die Steckdose anzuschließen.
Eine Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung stützt diese Sichtweise. Die Wissenschaftler haben errechnet, ...
... dass die Stromversorgung für Elektroautos auch ohne den Bau neuer Kraftwerke gewährleistet werden könne. Selbst wenn bis 2050 rund 17 Prozent
des heutigen Fahrzeugbestandes durch Elektroautos ersetzt würden, sei der Bau neuer Kraftwerke nicht nötig.
Hintergrund ist, dass Elektroautos idealerweise über Nacht aufgeladen werden könnten (hier der Tankdeckel eines Mini E). Das ermöglichte es den Energieversorgern, zusätzlichen Strom aus Wind- oder Wasserkraftwerken ins Netz einzuspeisen, der bisher nächtens verloren geht, weil die Stromnachfrage zu niedrig ist.
Ladestation für Elektroautos: Wo und wann der Autofahrer der Zukunft sein Auto einsteckt, ist noch offen. Die kalifornische Firma Project Better Place entwickelt ein Elektrotankstellennetz, hier im Bild eine Ladestation im Ramat Hasharon nahe Tel Aviv.
Firmenchef Shai Agassi schwebt ein Modell vor, das der Mobilfunkbranche entlehnt ist: Der Kunde soll den Strom abonnieren und sich per Vertrag langfristig an PBP binden. Im Gegenzug bekommt er sein Elektroauto mit Rabatt, vielleicht sogar umsonst.
Mitsubishi iMIEV: Beim Rennen um das erste Elektroauto hatte kaum jemand den asisatischen Hersteller auf dem Plan - nun produziert Mitsubishi eines der ersten Serienfahrzeuge. Im nächsten Jahr soll die Produktion verdoppelt und das Auto auch nach Europa exportiert werden. Und als wäre das für Daimler & Co. nicht schon Schmach genug, stecken im doppelten Wagenboden des Elektro-Eis bereits die modernen Lithium-Ionen-Akkus.
Nissan Leaf: Das zur Kompaktklasse zählende Schrägheckauto mit Platz für fünf Erwachsene ist ein reines Elektrofahrzeug und benötigt keinen zusätzlichen Verbrennungsmotor. Sein Lithium-Ionen-Batteriepaket sorgt für eine Reichweite von mehr als 160 Kilometern. Der Leaf kommt Ende 2010 in Japan, den Vereinigten Staaten und Europa auf den Markt.
Rekordauto "Jamais Contente": 1899 fuhr der belgische Rennfahrer und Konstrukteur Camille Jenatzy mit einem torpedoförmigen Gefährt, das von einem Elektromotor angetrieben wurde, als erster Mensch schneller als 100 km/h. Genau sollen es 105,88 km/h gewesen sein. Die Rekordfahrt fand in Achères in der Nähe von Paris statt; dem Auto hatte Jenatzy den Namen "Jamais Contente" (niemals zufrieden) gegeben.
Lohner-Porsche-Elektrowagen: Auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 wurde dieses Gefährt als einziges Automobil aus Österreich vorgestellt. In den Radnaben der beiden Vorderräder waren Elektromotoren untergebracht. Der Akku an Bord ermöglichte circa 50 Kilometer Reichweite, das Auto wog 1205 Kilogramm.
Peugeot VLV: 1941 wurde dieses Elektroauto von Peugeot vorgestellt - VLV bedeutet "voiture légère de ville". Das zweisitzige Cabriolet besaß einen Elektromotor und vier in Reihe geschaltete 12-Volt-Batterien, die eine Reichweite von 80 Kilometern ermöglichten. Knapp 400 Modelle wurden gebaut und verkauft. Aufgelegt worden war der Wagen vor allem aufgrund des Benzinmangels, der während des Krieges in Frankreich für Zivilfahrzeuge herrschte.
Tama Electric Car: Als Folge des Zweiten Weltkriegs herrschte in Japan Rohölknappheit, weshalb die Regierung den Bau von Elektromobilen förderte. Die Firma Tokyo Electric Cars Company, ein Vorläufer der Prince Motor Company, die später mit dem Autobauer Nissan fusionierte, entwickelte das Tama Electric Car. Als Energiespeicher dienten austauschbare Blei-Säure-Batterien, die das Auto über 65 Kilometer auf Trab hielten. Eingesetzt wurden die Wagen vor allem als Taxis, es gab allerdings auch eine Pick-up-Version.
Lunar Rover: Das Mondauto kam bei den drei letzten Apollo-Missionen 15, 16 und 17 (1971/72) zum Einsatz. Gebaut in der General-Motors-Forschungsabteilung in Santa Barbara unter der Leitung des Physikers Fenerc Pavlics, verfügte es über je einen Elektromotor pro Rad sowie zwei weitere Antriebe, die an den beiden Achsen die Lenkung steuerten. Als Energiequelle dienten zwei Silber-Zink-Batterien, die eine Reichweite von circa 92 Kilometern ermöglichten.
BMW E1: Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) 1991 in Frankfurt stellte BMW den Prototypen eines Elektroautos namens E1 vor. Im Prinzip hatte der Wagen alles, was auch heutige Elektromobile bieten. Der Elektromotor über der Hinterachse leistete 45 PS, machte den Wagen rund 120 km/h schnell und die Energie aus einer 200 Kilogramm schweren Natrium-Schwefel-Batterie (19 kWh Speicherkapzität) reichte für etwa 250 Kilometer Fahrt, ehe der Wagen für rund 8 Stunden an die Steckdose musste. Immerhin hat ein Detail des Unikats den Weg in die Serie gefunden, nämlich die Bremsenergierückgewinnung.
VW Golf City Stromer: Zwischen 1992 und 1996 baute VW circa 120 Exemplare des Golf mit Elektroantrieb, den sogenannten City Stromer. Der Elektromotor wurde von 16 Blei-Gel-Batterien mit Strom versorgt, mit denen unter optimalen Bedingungen etwa 70 Kilometer Reichweite möglich waren. Das Auto wog rund 1,5 Tonnen und wurde zunächst vor allem an Energieversorger abgegeben, um Erfahrungen mit der neuen Technik zu sammeln. Später gelangten die Elektromobile auch in die Hände von Privatleuten.
Hotzenblitz: 1993 stand das Elektroauto Hotzenblitz, entwickelt von Ingenieuren in Ibach im Schwarzwald, erstmals auf der IAA in Frankfurt. Die Reaktionen auf das kleine, pfiffige Elektroauto waren furios. Experten lobten das hohe passive Sicherheitsniveau, Fachzeitschriften die cleveren Detaillösungen. 160 Versuchsfahrzeuge wurden gebaut, dann jedoch ging das Geld aus, und das Zukunftsprojekt geriet ins Straucheln. Versuche, neue Finanzgeber zu finden, scheiterten - was der etablierten Autoindustrie nur recht sein konnte. Das Foto zeigt eine original Hotzenblitz-Karosserie aus der bewegten Zeit, die jedoch in diesem Fall einen Brennstoffzellen-Hybrid-Antrieb verhüllt. Diese Variante wurde 2005 vorgestellt.
General Motors EV1: Sechs Jahre Entwicklungszeit, mehr als 350 Millionen Dollar Kosten - als 1996 das Elektroauto EV1 von General Motors auf den Markt kam, war es die erste automobilgewordene Reaktion auf die strengen Emissionsgesetze, die der US-Staat Kalifornien 1990 erlassen hatte. Etwas mehr als 1100 Exemplare wurden gebaut und an ausgewählte Kunden verleast. Die Nickel-Metall-Hydrid-Akkus ermöglichten eine Reichweite von rund 220 Kilometern. GM rief nach Ablauf der drei Jahre Leasingzeit sämtliche Autos zurück und ließ sie verschrotten. Der Grund: Stetige Lobbyarbeit hatte inzwischen das strenge kalifornische Gesetz aufgeweicht. Da passte das Elektroauto offenbar nicht mehr ins Konzept des damals noch größten Autokonzerns der Welt.
Tesla Roadster: 2008 begann die Kleinserienproduktion des ersten Autos der kalifornischen Firma Tesla Motors, des Tesla Roadster. Bis heute wurden circa 800 Modelle des zweisitzigen, offenen Elektro-Sportwagens gebaut. Herzstück des 252 PS starken Renners ist der Energiespeicher, der aus 6831 Lithium-Ionen-Zellen besteht, wie sie sonst zum Beispiel für Laptop-Computer verwendet werden (Gesamtgewicht der Akkus: 450 Kilogramm). Angeblich reicht die Energie bei zurückhaltender Fahrweise für mehr als 300 Kilometer. Vor wenigen Wochen eröffnete Tesla Motors in München die erste Verkaufsniederlassung in Deutschland; der Elektro-Sportler kostet ab rund 100.000 Euro.
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