Wall-Street-Skandal Ex-Berater gesteht Insidergeschäfte mit Rajaratnam

Die Insideraffäre um Raj Rajaratnam spitzt sich zu: Laut "New York Times" hat ein mutmaßlicher Komplize gegen den Hedgefonds-Manager ausgesagt. Er habe den Galleon-Chef vorab informiert, dass der Chipkonzern AMD den Konkurrenten ATI schlucken will - und dafür Provision kassiert.
Rajaratnam bei Festnahme im Oktober 2009: Einer der reichsten Männer der USA

Rajaratnam bei Festnahme im Oktober 2009: Einer der reichsten Männer der USA

Foto: BRENDAN MCDERMID/ REUTERS

New York - Bewunderer hielten ihn für einen Virtuosen der Wall Street, haben seinen Riecher für Geschäfte bewundert - doch Raj Rajaratnam könnte ein Betrüger sein und den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Hedgefonds-Chef vor, sich bei Aktiengeschäften durch Insiderinformationen illegal Vorteile verschafft zu haben.

Jetzt spitzt sich die Lage zu: Zeitungsberichten zufolge hat einer seiner mutmaßlichen Komplizen nun gegen ihn ausgesagt. Der frühere McKinsey-Berater Anil Kumar hat laut "New York Times" am Donnerstag vor einem Gericht in Manhattan zugegeben, den Hedgefonds-Gründer Raj Rajaratnam illegalerweise mit geheimen Informationen versorgt zu haben.

Kumar verriet Rajaratnam nach eigenen Angaben frühzeitig, dass der Chipkonzern AMD den kleineren Grafikchip-Produzenten ATI schlucken will. Und das noch bevor erste Spekulationen über das Geschäft in der Presse auftauchten. Kumar war in der Zeit als Berater bei AMD tätig. Rajaratnam habe ihm daraufhin gesagt: "Anil, Du bist ein Held." Laut den Ermittlern soll Rajaratnam dieses Geschäft 19 Millionen Dollar eingebracht haben.

Auch für Tippgeber Kumar rentierte sich das Geschäft offenbar. Nach eigenen Angaben erhielt der Ex-Berater zwischen 2004 und 2009 gut zwei Millionen Dollar. Da er das Geld wiederum in den Hedgefonds Galleon von Rajaratnam investierte, seien daraus 2,6 Millionen Dollar geworden. Kumar ist laut "New York Times" einer von sieben Beschuldigten, die einen Deal mit der Staatsanwaltschaft getroffen haben, um mildere Strafen zu bekommen.

Anklage ausgeweitet

Erst am Dienstag hatte die Staatsanwaltschaft angekündigt, ihre Anklage gegen Rajaratnam auszuweiten. In einer Mitteilung der Regierung an einen Richter in Manhattan hieß es, man gehe davon aus, dass sich die illegal erwirtschafteten Profite auf mindestens 36 Millionen Dollar beliefen - fast doppelt so viel wie zunächst angenommen.

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Rajaratnam bestreitet alle Vorwürfe vehement. Gegen den Manager war Mitte Dezember Anklage erhoben worden. Er und insgesamt 21 Komplizen sollen mit Hilfe von Insider-Informationen aus verschiedenen Unternehmen hohe Gewinne eingestrichen haben. Von dem Skandal betroffen sind US-Topkonzerne wie der IT-Gigant IBM, AMD und Intel. Auch Aktien des Internetkonzerns Google sollen illegal gehandelt worden sein.

Das Handeln mit Aktien aufgrund geheimer Vorabinformationen (Insiderwissen) ist verboten, weil es andere Anleger benachteiligt. Mit dem Wissensvorsprung kann abgeschätzt werden, wie sich Kurse entwickeln. Auf diesem Weg lässt sich auf Kosten anderer Aktionäre viel Geld verdienen.

Rajaratnam, einer der reichsten Männer der USA, ist derzeit gegen eine Kaution in Höhe von 100 Millionen Dollar auf freiem Fuß, nachdem er im Dezember in elf Punkten angeklagt worden war. Seine Forderung, die Kaution auf 25 Millionen Euro zu senken, lehnte die Staatsanwaltschaft mit dem Hinweis auf eine immense Fluchtgefahr ab.

ssu/dpa
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