Wasserstoff statt Kohle Thyssenkrupp und Steag schließen Allianz für grünen Stahl

Stahlarbeiter
Foto: Jonas Güttler / dpaDer Stahlkonzern Thyssenkrupp und der Stromversorger Steag prüfen den gemeinsamen Bau einer Anlage zur Erzeugung von Wasserstoff durch Ökostrom. Der Wasserstoff soll in Hochöfen von Thyssenkrupp in Duisburg eingesetzt werden und schrittweise Kohle als Brennstoff ersetzen. Zunächst ist eine Machbarkeitsstudie geplant. Zu den erwarteten Kosten wurden keine Angaben gemacht.
Die Anlage zur Wasserelektrolyse könnte auf dem Steag-Kraftwerksgelände in Duisburg-Walsum gebaut werden. Das Kraftwerksgelände soll durch zwei Pipelines mit dem rund zwei Kilometer entfernten Stahlwerk verbunden werden.
Geplant sei eine Jahreskapazität von bis zu 75.000 Tonnen Wasserstoff, hieß es. Thyssenkrupp beziffert seinen Bedarf durch die Umrüstung eines Hochofens auf zunächst rund 20.000 Tonnen im Jahr. Bis 2050, wenn die Stahlerzeugung komplett auf Wasserstoff umgestellt sein soll, steige der Jahresbedarf auf etwa 720.000 Tonnen.
Zur Finanzierung des Projekts wollen Thyssenkrupp und Steag Investoren gewinnen und öffentliche Gelder beantragen. Thyssenkrupp rechnet mit Gesamtkosten von rund zehn Milliarden Euro. Nichtstun würde das Unternehmen auf Dauer allerdings wohl noch teurer zu stehen kommen.
Die EU-Kommission plant, die sogenannten CO2-Zertifikate zu verknappen, mit denen Konzerne in der EU ihren Kohlendioxidausstoß kompensieren müssen. Schon jetzt reduziert sich die Menge dieser Zertifikate Jahr für Jahr; laut EU-Klimaplan könnte das Tempo des Rückgangs noch gesteigert werden. Zusätzlich könnten einmalig Zertifikate aus dem Markt genommen werden.
Durch die Verknappung dürften die Preise für CO2-Zertifikate steigen, was wiederum die Strompreise erhöhen könnte, weil Betreiber von Kohlekraftwerken womöglich mehr für ihre Kohlendioxidemissionen zahlen. Damit könnten letztlich die Produktionskosten von Unternehmen steigen, vor allem von denen mit großem Stromverbrauch – so wie Thyssenkrupp.
Zweitens werden bei vielen industriellen Produktionsprozessen ebenfalls große Mengen CO2 emittiert. Die Industriekonzerne müssen dafür ebenfalls Zertifikate kaufen. Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, bekommen zwar einen Teil der Papiere umsonst zugeteilt. Doch schon jetzt müssen beispielsweise Stahl- und Chemiekonzerne selbst Zertifikate hinzukaufen. Das dürfte durch den neuen EU-Klimaplan nun teurer werden.
Die Unternehmen können bei dieser Transformation allerdings auf viel staatliche Unterstützung hoffen. Denn es ist weder im Interesse der Bundesregierung noch im Interesse der EU, dass bald reihenweise Industriekonzerne ins europäische Ausland flüchten. Die Bundesregierung hat bereits angekündigt, die Stahlindustrie beim Umbau zur klimaneutralen Produktion zu unterstützen.