WhatsApp-Gründer Brian Acton "Ich habe die Privatsphäre meiner Nutzer verkauft"

WhatsApp-Mitgründer Brian Acton hat sich nach dem Verkauf des Chatdienstes an Facebook zurückgezogen. Jetzt rechnet er mit dem Management des sozialen Netzwerks ab.
WhatsApp-Gründer Brian Acton und Jan Koum

WhatsApp-Gründer Brian Acton und Jan Koum

Foto: Mike Blake/ REUTERS

Gut ein Jahr nach seinem abrupten Ausstieg bei Facebook erhebt WhatsApp-Mitgründer Brian Acton schwere Kritik am Management des sozialen Netzwerks. "Sie sind gute Geschäftsleute", sagte Acton dem US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" über Facebooks Führungsriege um Gründer und Chef Mark Zuckerberg. "Sie stehen nur für eine Reihe von Geschäftspraktiken, Prinzipien und Ethik, mit denen ich nicht unbedingt einverstanden bin."

Im "Forbes"-Interview gab sich Acton aber auch selbstkritisch: "Letztendlich ist es so, dass ich mein Unternehmen verkauft habe. Ich habe die Privatsphäre meiner Nutzer für einen größeren Gewinn verkauft". Damit sei er einen Kompromiss eingegangen, mit dem er jeden Tag zu leben habe.

Acton hat durch seinen abrupten Ausstieg beim Mutterkonzern Facebook auf 850 Millionen Dollar verzichtet. Facebook hatte WhatsApp 2014 gekauft. Die beiden Gründer Acton und Jan Koum wurden dabei zu mehrfachen Milliardären - ein Teil des Kaufpreises in Facebook-Aktien sollte an sie aber erst vier Jahre nach der Übernahme fließen. Koum blieb lange genug dafür und ging erst in diesem Jahr.

Doch der Deal machte auch Acton schwer reich: Er nahm rund 3,6 Milliarden Dollar ein. Davon habe er eine Milliarde in einen Wohltätigkeitsfonds gesteckt und unterstützt mit 50 Millionen Dollar die besonders auf Verschlüsselung bedachte Messaging-App Signal.

"Mit diesem Kompromiss habe ich jeden Tag zu leben"

Acton zufolge sei bei der Übernahme neben weitreichender Autonomie zugesagt worden, dass es fünf Jahre lang keinen Druck auf WhatsApp geben werde, Geld zu verdienen. Allerdings sei von Facebook-Seite schon nach wenigen Jahren unter anderem vorgeschlagen worden, Werbung in der Statusanzeige der Nutzer zu platzieren. Das sei bei den WhatsApp-Gründern auf heftigen Widerstand gestoßen. Sie hätten auch befürchtet, dass die Komplettverschlüsselung bei WhatsApp bei der Kommunikation zwischen Nutzern und Unternehmen aufgeweicht werden könnte.

Sauer zeigte sich Acton über Facebooks Vorgehensweise bei der Prüfung der WhatsApp-Übernahme durch die EU-Kommission. Er sei angewiesen worden, zu sagen, dass es sehr schwierig wäre, die Daten von WhatsApp und Facebook zu verschmelzen. Er selbst habe hinzugefügt, dass er und Koum keine Pläne dazu hätten.

Erst später habe er erfahren, dass anderswo bei Facebook durchaus daran gearbeitet worden sei - und eineinhalb Jahre später wurde eine entsprechende Verknüpfung der Nutzerdaten angekündigt. Es mache ihn immer noch wütend, allein sich daran zu erinnern, sagte Acton.

hej/dpa
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