Widerstand gegen Regierung Konzerne basteln sich Frauenquote selbst

Minister-Riege mit Managern: Wenn Politik auf ökonomische Wirklichkeit trifft
Foto: Stephanie Pilick/ dpaBerlin - Sie haben die Regierung abblitzen lassen: Bei einem Spitzentreffen mit Ministern in Berlin haben führende Wirtschaftsvertreter es abgelehnt, eine verbindliche Frauenquote einzuführen. Ein Vier-Stufen-Plan von Familienministerin Kristina Schröder (CDU) scheiterte. "Es gab einen konstruktiven Dialog, aber den Stufenplan haben wir nicht bestätigt", sagte BMW-Personalvorstand Harald Krüger. Stattdessen kündigten die 30 Dax-Konzerne an, für jedes Unternehmen "spezifische und differenzierte Ziele zur Erhöhung des Frauenanteils in der Belegschaft und in Führungspositionen" zu veröffentlichen.
Krüger verteidigte die Haltung der Konzerne damit, dass es besonders in technischen Bereichen wenige Frauen gebe. Deshalb falle es den Unternehmen schwer, einen höheren Frauenanteil in der Führung kurzfristig zu gewährleisten.
Schon Schröders nun abgelehnter Stufenplan war wenig ambitioniert. Er sieht eine "gesetzliche Pflicht zur Selbstverpflichtung" vor. Schröder nennt dies "Flexi-Quote". Diese soll gesetzlich verpflichtend werden, falls sich der Anteil der Frauen in Führungsgremien nicht auf freiwilliger Basis bis 2013 verdreifacht hat.
Von der Leyen ist nicht zufrieden
Schröder sagte, sie sei sehr froh über das Ergebnis der Verhandlungen. "Wir werden nicht eine Quote haben, sondern wir werden in diesem Jahr 30 Zielvorgaben der 30 Dax-Unternehmen erfahren", sagte sie. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen zeigte sich deutlich kritischer: Die Ergebnisse seien "nicht konkret genug", sagte die CDU-Politikerin. Sie halte an ihrem Ziel fest, dass im Jahr 2020 30 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt sein müssten. Es sei zwar durchaus akzeptabel den Dax-Unternehmen mehr Zeit zu lassen, aber der Prozess müsse einen Endpunkt haben.
Laut einer Statistik der Europäischen Kommission nimmt Deutschland beim Frauenanteil in Aufsichtsräten der größten börsenorientierten Unternehmen im europaweiten Vergleich einen Mittelplatz ein. Der Anteil liegt hierzulande knapp über zehn Prozent, wohingegen Norwegen mit einem Frauenanteil von knapp unter 40 Prozent die Rangliste anführt, gefolgt von Schweden und Finnland mit etwa 25 Prozent.