Wind, Solar, Biosprit Öko-Firmen schaffen globalen Gewinnschub

Solarkraftwerk in Israel: Boom der Clean-Tech-Energien
Foto: Eilon Paz/ APHamburg - Die Rezession war 2009 das Thema in vielen Ländern - im Öko-Sektor dagegen nicht. Dort war 2009 das Jahr, in dem Mega-Projekte wie das Sahara-Solarkraftwerk Desertec auf den Weg gebracht wurden, in dem Deutschland den Bau neuer gigantischer Offshore-Windparks ankündigte - und in dem US-Präsident Barack Obama die Strom-Revolution startete.
Für Skeptiker sind das vermessene Ankündigungen in einer düsteren Zeit. Doch das amerikanische Marktforschungsunternehmen Clean Edge hat am Dienstagabend eine umfassende Studie veröffentlicht, die zeigt, wie profitabel die erneuerbaren Energien schon jetzt sind: Während manch traditioneller Industrie-Gigant 2009 bedenklich wankte, verbuchte der Sektor der sauberen Technik (Clean Tech) ein Jubeljahr.
Allein in den größten drei Bereichen - Solarstrom, Windenergie und Biosprit - stiegen die globalen Gewinne im Vergleich zum Vorjahr um 11,4 Prozent auf insgesamt 139,1 Milliarden Dollar. Die jährliche Erhebung mit dem Titel "Clean Energy Trends" gilt als Branchenindikator und wird von vielen Investoren und Unternehmen gelesen.
- Der Windenergie-Bereich erlebte 2009 einen starken Zubau: Weltweit gingen Anlagen mit einer Leistung von 37.500 Megawatt ans Netz, mehr als ein Drittel davon in China. Die Volksrepublik verzeichnete damit das größte Plus weltweit. Rund um den Globus wurden rund 63,5 Milliarden Dollar in neue Windprojekte investiert.
- Im Solar-Sektor gingen im vergangenen Jahr Anlagen mit einer Leistung von 6000 Megawatt ans Netz - die Hälfte davon allein in Deutschland. Der Gewinn der Branche sank allerdings von 38,5 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 30,7 Milliarden, da sich die Margen für Photovoltaikmodule deutlich verkleinert haben.
- Die Biosprit-Branche erwirtschaftete der Studie zufolge einen Gewinn von 44,9 Milliarden Dollar und produzierte fast 100 Milliarden Liter Benzin.
In einem beängstigenden ökonomischen Umfeld hätten viele Regierungen und Unternehmen ihre Investitionen in den Öko-Sektor erhöht, sagte Clean-Edge-Mitgründer Ron Pernick in einer Telefonkonferenz vor Journalisten. Sie sähen darin eine Chance, die ökonomische Abwärtsspirale zu stoppen. Wagniskapitalgeber, die zuvor hauptsächlich IT-Unternehmen mit Geld versorgt haben, wenden sich ebenfalls dem Clean-Tech-Sektor zu:
Wagniskapital-Investitionen: Clean Tech gewinnt an Bedeutung
Jahr | Investitionen gesamt* | Investitionen Clean Tech* | Anteil in Prozent |
---|---|---|---|
2006 | 26,5 | 1,308 | 4,9 |
2007 | 29,4 | 2,867 | 9,8 |
2008 | 28,3 | 3,213 | 11,4 |
2009 | 17,7 | 2,216 | 12,5 |
Grund für das erhöhte Interesse der Kapitalgeber ist, dass im Clean-Tech-Sektor 2010 mehrere größere Börsengänge anstehen - dass also die Chance besteht, dass sie ihre Investitionen plus Gewinnmarge zurückerhalten. Unter anderem haben sich der Biosprit-Experte Codexis, die Photovoltaikfirma Solyndra und das E-Auto-Unternehmen Tesla Motors für einen Börsengang vorgemerkt. Als weitere Kandidaten gelten die Solarunternehmen Miasolé und BrightSource Energy, der Smart-Grid-Experte Silver Spring Networks und die Firma Amyris Biotechnologies, die unter anderem biologische Methoden zur Herstellung von Flugzeugkraftstoff erforscht.
Im laufenden Jahrzehnt habe der Clean-Tech-Sektor gute Wachstumschancen, teilten die Experten mit. Bis 2019 dürften sich die Einnahmen im Windenergiesektor nahezu verdoppeln und die im Solar- und Biospritbereich mehr als verdreifachen. Der Hauptgrund sei, dass durch Skaleneffekte die Herstellerpreise drastisch sinken. So dürften die Preise für Photovoltaikanlagen einer Prognose der Clean-Edge-Experten zufolge bis zum Ende des Jahrzehnts um 60 Prozent sinken.