Gerichtsbeschluss Ex-Wirecard-Chef Braun bleibt in Untersuchungshaft

Markus Braun (2020)
Foto: Fabrizio Bensch / dpaMarkus Braun wird ein weiteres Weihnachtsfest in Haft verbringen müssen. Der frühere Wirecard-Vorstandschef kommt auch nach eineinhalb Jahren zunächst nicht auf freien Fuß. Der zweite Strafsenat des Oberlandesgerichts München hat am Mittwoch die Fortdauer der Untersuchungshaft angeordnet, wie das Gericht mitteilte.
Die Staatsanwaltschaft München wirft Braun und anderen Wirecard-Führungskräften vor, wie eine kriminelle Bande agiert und Banken sowie Investoren mithilfe manipulierter Bilanzen um drei Milliarden Euro geprellt zu haben.
Haftprüfungen finden im Turnus von drei Monaten statt. In Haftsachen sind Staatsanwaltschaften angehalten, ihre Ermittlungen zügig durchzuführen und nach Möglichkeit auch abzuschließen, damit die Beschuldigten nicht unnötig lange ohne Urteil im Gefängnis sitzen. Allerdings kommt es in komplexen Strafverfahren immer wieder vor, dass die Untersuchungshaft sehr lange dauert.
Braun macht Marsalek Vorwürfe
Braun und zwei Ex-Vorstände waren im Juli 2020 festgenommen worden. Wirecard hatte Ende Juni 2020 Insolvenz angemeldet. Der Zahlungsdienstleister soll jahrelang seine Bilanzen gefälscht haben. 1,9 Milliarden Euro, die auf Treuhandkonten in Asien liegen sollten, sind nicht auffindbar.
Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Braun, einer der Hauptverantwortlichen für »gewerbsmäßigen Bandenbetrug« zu sein. Die Wirecard-Chefetage soll hierzu über Jahre hinweg Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben, um das Unternehmen über Wasser zu halten und Kredite zu erschwindeln.
Braun hatte sich im Mai über seinen Kommunikationsberater in der »Zeit« geäußert. Er will von dem milliardenschweren Betrug erst aus den Akten der Ermittler erfahren haben. Die Verantwortung schob er auf seinen früheren Geschäftspartner Jan Marsalek. Der wiederum ist auf der Flucht und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht.