Betrugsprozess Früherer Wirecard-Chef Braun will offenbar doch aussagen

Ex-Wirecard-Chef Markus Braun: Mögliche Aussage im kommenden Jahr
Foto: FABRIZIO BENSCH / AFPDer frühere Wirecard-Chef Markus Braun will nun doch vor Gericht aussagen.
Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm sagte, falls das Landgericht München I dem noch offenen Antrag der Verteidigung auf Aussetzung des Verfahrens nicht folge, werde sich Braun wohl in der zweiten Januarhälfte äußern.
Ursprünglich hätte Braun bereits in der vergangenen Woche aussagen sollen, tat dies aber wegen von der Staatsanwaltschaft nachgereichter neuer Beweismittel nicht.
Brauns Anwalt Alfred Dierlamm warf der Staatsanwaltschaft am dritten Verhandlungstag vor, Parallelermittlungen zu führen und Unterlagen nach »Gutdünken« zur Verfügung zu stellen.
Die Verfahrensbeteiligten würden weiterhin mit Unterlagen und Daten »überflutet«, sagte Dierlamm. Die Ermittlungen, die parallel geführt würden, seien ein »Fass ohne Boden«, die Verfahrenssituation mit rechtsstaatlichen Prinzipien nicht vereinbar. Deshalb müsse das Verfahren ausgesetzt werden.
11.000 PDF-Seiten und Tausende Mails
Dierlamm begründete dies damit, dass die Anklage noch nach Eröffnung des Hauptverfahrens im großen Stil Beweismittel nachliefere, was eine Verteidigung unmöglich mache.
So habe die Verteidigung nach dem zweiten Verhandlungstag 11.000 PDF-Seiten und über 8000 E-Mails erhalten, die nun gesichtet werden müssten. Laut dem Vorsitzenden Richter Markus Födisch wird über den Aussetzungsantrag voraussichtlich erst im kommenden Jahr entschieden.
Die Staatsanwaltschaft wirft Braun und zwei weiteren Angeklagten Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und Betrug vor. Eine kriminelle Bande um Braun habe jahrelang die Bilanzen des einstigen Dax-Konzerns gefälscht und das Trugbild eines erfolgreichen Unternehmens gezeichnet.
Der 53-jährige Braun sieht sich dagegen als Opfer von Managern um den flüchtigen ehemaligen Vorstand Marsalek, die Milliarden beiseite geschafft hätten.