Wirecard-Skandal Chef von Wirtschaftsprüferaufsicht sagt Befragung wegen Krankheit ab

Sitzung des Wirecard-Untersuchungsausschusses
Foto: Kay Nietfeld / dpaEigentlich soll Ralf Bose, Chef der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas, am Dienstagnachmittag erneut vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) zur Aufklärung des Wirecard-Skandals aussagen. Doch der Mann, der wegen umstrittener Geschäfte mit Wirecard-Aktien derzeit freigestellt ist, will der Befragung nach SPIEGEL-Informationen aufgrund Krankheit fernbleiben.
In einer Mail, die Boses Anwalt am Montag dem PUA zustellte, heißt es: »Unter Verweis auf das anliegende Attest informiere ich Sie darüber, dass Herr Bose krankheitsbedingt nicht reise- und verhandlungsfähig ist und deshalb seiner Pflicht zum Erscheinen vor dem Untersuchungsausschuss nicht nachkommen kann. Ohne gegenteilige Nachricht von Ihrer Seite gehen wir davon aus, dass Herr Bose damit von seiner Anwesenheitspflicht zum morgigen Termin entbunden ist.«
»Beim zuständigen Gesundheitsamt Corona-bedingt abgewiesen«
Doch daraus könnte nichts werden – weil Bose das vom Leiter des PUA-Sekretariats angeforderte Attest nicht beibringen kann. Wie sein Anwalt in einer zweiten Mail an den PUA schrieb, habe sich Bose »auf mein Anraten hin (...) um eine amtsärztliche Bescheinigung bemüht. Er ist allerdings beim zuständigen Gesundheitsamt Corona-bedingt abgewiesen worden«. Die Mails liegen dem SPIEGEL vor. Ob Bose am Nachmittag im PUA erscheint, ist derzeit noch offen.
Bose hatte vergangene Woche in der PUA-Sitzung ausgesagt, privat mit Wirecard-Aktien gehandelt zu haben, während die von ihm geleitete Apas die Arbeit des Wirecard-Bilanzprüfers EY unter die Lupe nahm. Daraufhin teilte das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mit, Bose freigestellt zu haben.
Bose hatte am 28. April 2020 Wirecard-Aktien gekauft – an jenem Tag also, als Wirtschaftsprüfer von KPMG Wirecard per Sonderbericht katastrophale Zustände im Konzern bescheinigten. Am 20. Mai verkaufte Bose seine Aktien wieder, mutmaßlich mit Kursverlusten. Die Apas steht in der Kritik, weil sie erst im Sommer 2020 ein förmliches Verfahren gegen Wirecard-Prüfer EY eingeleitet hatte, obwohl die Betrugsvorwürfe gegen den Konzern bereits lange bekannt waren.