Skandalkonzern Dutzende Geldwäscheanzeigen gegen Wirecard

Der Anti-Geldwäsche-Einheit des Zolls liegen zahlreiche Geldwäscheanzeigen gegen die Wirecard-Führung vor - und das seit Frühjahr 2019. Die Opposition will wissen, wieso die Behörde den Ernst der Lage nicht erkannt hat.
Wirecard-Messestand (Archivbild): "Entweder ist die FIU überfordert, oder sie haben den Ernst der Lage nicht erkannt"

Wirecard-Messestand (Archivbild): "Entweder ist die FIU überfordert, oder sie haben den Ernst der Lage nicht erkannt"

Foto: WOLFGANG RATTAY/ REUTERS

Der Anti-Geldwäsche-Einheit des Zolls liegen Dutzende Verdachtsmeldungen gegen Mitglieder der Wirecard-Führungsriege vor. Seit Februar 2019 hat die Financial Intelligence Unit (FIU) 36 Geldwäscheanzeigen gegen Vorstände und Aufsichtsräte des Konzerns erhalten, wie es in einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage des Grünenabgeordneten Danyal Bayaz heißt. Das Schreiben liegt dem "Handelsblatt" vor .

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Bisher war bekannt, dass die FIU 97 Verdachtsmeldungen identifiziert hat, die im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen den Konzern stehen könnten. Die hohe Anzahl an Geldwäscheanzeigen gegen die Spitzenvertreter des Unternehmens wurde nun erstmals in dem Schreiben des Finanzministeriums genannt.

Anzeigen wurden teilweise deutlich verspätet weitergeleitet

Teilweise gab die FIU die Geldwäscheanzeigen erst spät an Strafverfolgungsbehörden weiter. Das geht ebenfalls aus dem Schreiben von Finanzstaatssekretärin Sarah Ryglewski hervor. So wurde eine Meldung, welche am 7. Februar 2019 bei der FIU einging, erst zwei Wochen später an die Strafermittlungsbehörden weitergegeben. Eine Meldung, die am 12. Juni bei der FIU eintraf, blieb über einen Monat liegen und wurde erst am 27. Juli weitergereicht. Viele Meldungen werden derzeit noch bearbeitet.

"Entweder ist die FIU überfordert, oder sie haben den Ernst der Lage nicht erkannt", sagte Grünenfinanzexperte Bayaz dem "Handelsblatt". Mitunter brauche die Behörde Wochen für die Bearbeitung von Geldwäscheverdachtsmeldungen. "Auch die betreffenden Anzeigen der Vorstände oder Aufsichtsratsmitglieder der Wirecard AG stellen dabei keine Ausnahme dar", sagte Bayaz.

Eine Neustrukturierung der FIU sei daher überfällig. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) schaffe es offensichtlich nicht, "seine Behörde so aufzustellen, dass sie effizient arbeitet", kritisierte Bayaz. FIU-Chef Christof Schulte soll bei der kommenden Sondersitzung des Finanzausschusses zum Wirecard-Skandal Stellung nehmen.

beb
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