Coronakrise Zahl der Firmenpleiten steigt deutlich

Geschlossenes Geschäft in Brandenburg: Wegen der Coronakrise kämpfen viele Unternehmer um ihre Existenz
Foto: Christophe Gateau / dpaDie Situation war paradox: Während die deutsche Wirtschaft mit der wohl schlimmsten Krise in der Geschichte der Bundesrepublik kämpfte, ging die Zahl der Insolvenzen zurück. Hintergrund war die vorübergehende Aussetzung der Insolvenzantragspflicht.
Doch nun führt die Rückkehr zu strengeren Regeln laut dem Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) zu einem spürbaren Anstieg der Firmeninsolvenzen in Deutschland. Im Dezember meldeten 921 Personen- und Kapitalgesellschaften Insolvenz an, teilt das IWH in seinem aktuellen Insolvenztrend mit. Das sei ein Drittel mehr als im Schnitt der vorherigen drei Monate und entspreche dem Niveau von Dezember 2019, als es noch keine Coronakrise gab. Von einer »Insolvenz-Welle« könne jedoch keine Rede sein, so die Forscher.
Aufgrund der Corona-Pandemie hatte die Bundesregierung im Frühjahr 2020 die strengen Meldepflichten für Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit außer Kraft gesetzt. Für Zahlungsunfähigkeit gilt die Antragspflicht seit Oktober wieder, für Überschuldung gibt es bis Ende Januar noch Ausnahmen.
Da in der Regel zwei Monate zwischen Antrag und tatsächlicher Eröffnung eines Insolvenzverfahrens lägen, spiegelten die Dezemberzahlen die Folgen der wieder geltenden Antragspflicht wider, teilte das IWH weiter mit. IWH-Experte Steffen Müller sprach von einem moderaten Anstieg. »Eine Insolvenzwelle ist ausgeblieben.« Er gehe nicht davon aus, dass sich das bis zum Februar ändere.
Trotz des deutlichen Anstiegs im Vergleich zu den Vormonaten waren laut IWH im Dezember vergleichsweise wenige Arbeitsplätze betroffen. Die Wirtschaftsforscher aus Halle werten nach eigenen Angaben monatlich die Meldungen der Insolvenzgerichte aus und können Trends damit zwei Monate eher abbilden als die amtlichen Statistiken.