Anzeige durch Zalando Staatsanwaltschaft ermittelt gegen RTL-Journalistin

Zalando-Logistikzentrum in Erfurt: RTL-Reporterin schlich sich ein
Foto: Martin Schutt/ dpaBerlin/Erfurt - Es war eine verdeckte Recherche: Drei Monate lang arbeitete eine RTL-Reporterin im Erfurter Logistikzentrum des Onlinehändlers Zalando - zwar unter ihrem richtigen Nachnamen, aber mit einem erfundenen Vornamen, und ohne Zalando über ihre wahre Identität aufzuklären. Als das Unternehmen von der Undercover-Recherche erfuhr, erstattete es Anzeige gegen die Journalistin, wie das "Handelsblatt" berichtet .
Die Staatsanwaltschaft in Erfurt hat nun bestätigt, dass sie gegen die RTL-Reporterin wegen des Verdachts auf Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen ermittelt. Dies geschehe nach einer entsprechenden Anzeige von Zalando, sagte eine Sprecherin der Behörde am Mittwoch. Das Verfahren stehe noch am Anfang.
In der am Monatgabend ausgestrahlten Reportage wirft die Journalistin dem Onlinehändler vor, Angestellte massiv unter Druck gesetzt und gegen das Arbeitsrecht verstoßen zu haben. Mitarbeiter sollen überwacht und bis an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit gebracht worden sein.
Eine Zalando-Sprecherin wies die Vorwürfe zurück. Die Darstellung des Berichts entspreche in keiner Weise der Unternehmenskultur und der Stimmung unter Zalando-Mitarbeitern. Die Journalistin habe drei Monate lang im Logistikzentrum in Erfurt Filmmaterial interner Prozesse gesammelt. In einem Statement auf der eigenen Website wirft das Unternehmen dem Sender vor, es habe vor Ausstrahlung des Fernsehberichts keine Chance zur Stellungnahme bekommen.
Ein RTL-Sprecher sagte, juristischen Schritten sehe sein Sender gelassen entgegen: "Unsere Reporter werden weiter verfolgen, ob die von Zalando angekündigten Überprüfungen zu Veränderungen geführt haben. Darüber berichten wir weiter."