Zockerskandal bei Schweizer Großbank UBS-Chef klammert sich an seinen Job

UBS-Chef Grübel: "Da können Sie nichts machen"
Foto: EDDY RISCH/ APLondon - Der Bankchef verteidigt seinen Posten: Ungeachtet des Milliardenverlusts durch illegale Geschäfte eines Londoner Händlers lehnt der UBS-Vorstandsvorsitzende Oswald Grübel einen Rücktritt ab. "Ich habe die Verantwortung für alles, was in der Bank passiert - ich fühle mich aber nicht schuldig", sagte Grübel der Schweizer Zeitung "Sonntag". Zu Rücktrittsforderungen von Politikern sagte er, diese seien "rein politisch" motiviert. Er denke nicht über einen Rückzug nach, letztlich liege die Entscheidung aber beim UBS-Verwaltungsrat.
Der Deutsche Grübel hatte die Führung der UBS mitten in der Finanzkrise übernommen und die angeschlagene Bank bis 2010 aus der Verlustzone geführt. "Wenn jemand mit krimineller Energie vorgeht, können Sie nichts machen. Das wird es in unserem Job immer geben", sagte der UBS-Chef.
Der Druck auf den Manager dürfte in den kommenden Tagen aber noch zunehmen. Hintergrund ist der Milliardenverlust durch einen einzelnen Händler. Die Behörden in London werfen dem 31 Jahre alten Kweku Adoboli Betrug und Bilanzmanipulationen vor. Er wurde in der Nacht zum Donnerstag festgenommen, nachdem die UBS unerlaubte Geschäfte festgestellt hatte. Anfangs hatte die UBS den Schaden noch auf zwei Milliarden Dollar beziffert, später korrigierte sie den Verlust durch die nicht genehmigten Geschäfte auf 2,3 Milliarden Dollar (1,67 Milliarden Euro) nach oben.
Am Freitagnachmittag wurde der aus Ghana stammende Mann dem Richter vorgeführt, der die Untersuchungshaft anordnete. Sie ist zunächst bis zum 22. September befristet. Die Untersuchungsbehörden werfen Adoboli Bilanzfälschung in zwei Fällen vor, von denen einer schon 2008 stattgefunden haben soll. Weitere Fälschungen von Unterlagen soll er seit Januar 2011 begangen haben.
Von Schweizer Notenbank überrascht?
Wie Adoboli genau vorging, ist bislang nicht klar. In der Londoner City verdichten sich aber die Spekulationen, er könnte von der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) überrascht worden sein, einen Mindestkurs des Franken zum Euro festzulegen. Die Schweizer Aktien schossen daraufhin in die Höhe. Just an jenem Tag postete Adoboli bei Facebook den Beitrag "Ich brauche ein Wunder". Die UBS selbst wollte zu den Spekulationen keine Stellung nehmen. Der Mann habe im Aktienbereich gearbeitet, teilte die Bank lediglich mit.
Angesichts der UBS-Affäre mehren sich die Forderungen nach Reformen der Finanzbranche. Der britische Schatzkanzler George Osborne verlangt eine klare Trennung zwischen Privatkundenbanken und deren Investmentgeschäften. Der Fall UBS mache die Notwendigkeit einer Neuordnung des Bankensektors deutlich, sagte er dem Sender Sky News Television.
Der schockierende Fall bei UBS sei ein starkes Argument der nur Tage zuvor veröffentlichten Empfehlung, einer von der Regierung eingesetzten Kommission zu folgen. Diese hatte in einem Bericht gefordert, britische Privatbanken bis 2019 von ihren Investmentgeschäften zu trennen, um das Risiko zu reduzieren, dass Steuerzahler für künftige Bankenrettungen bezahlen müssten.
Der Bericht der Kommission unter dem Vorsitz des früheren Chefvolkswirts bei der Bank of England, John Vickers, hatte ursprünglich sehr gemischte Reaktionen erhalten. Der Fall UBS hat die Unterstützer des Vorschlags gestärkt. "Wenn Sie jemals ein besseres Beispiel dafür wollten, dass die Ideen von John Vickers für Großbritannien richtig sind, sehen Sie sich an, was nur Tage später bei UBS passierte", sagte Schatzkanzler Osborne.