Interview Unterschiedliche Löhne bei Tesla in Grünheide sorgen für Unruhe in der Belegschaft

Das böse Ende des billigen Geldes
Niedrige Zinsen trieben den Wohnungsmarkt an und befeuerten die Börsen. Vorbei. Aktionäre sind verunsichert bis panisch, und für Hausbauer kommt es knüppeldick: Kredite werden teurer, Baumaterialien knapp – und die Preise steigen immer weiter.
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Birgit Dietze, 49, Bezirkschefin der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, über höhere Gehälter, die im Tesla-Werk in Grünheide gerade für Unfrieden sorgen
SPIEGEL: Frau Dietze, Tesla-Chef Elon Musk hat vor Kurzem massive Stellenstreichungen angekündigt. Gilt das auch für das Werk in Grünheide?
Dietze: Ich habe nicht gehört, dass das Grünheide betrifft. Dort wird massiv eingestellt, aber in der Region herrscht Fachkräftemangel. Das bekommt auch Tesla zu spüren.
SPIEGEL: Das heißt konkret?
Dietze: Wir bekommen aus der Belegschaft zunehmend Rückmeldungen, dass die Rekrutierung der Fachkräfte hinter den gesteckten Zielen zurückbleibt. Das drückt auf die Stimmung.
SPIEGEL: Inwiefern?
Dietze: Bei der Anwerbung wird bereits beim Gehalt nachgebessert. Die Folge: Bei gleicher Arbeit und Qualifikation gibt es Unterschiede. Tesla gilt als hip. Aber für Beschäftigte ist auch wichtig: Wie gerecht geht es im Unternehmen zu? Da wird das Zähneknirschen bei Tesla gerade etwas lauter. Wir hören, dass erste Leute Tesla verlassen und zu ihren alten Arbeitgebern zurückgehen.
SPIEGEL: Was bedeutet das für das Unternehmen?Dietze: Da ist so ein Druck drauf, dass Musk nichts anderes übrig bleiben wird, als die Gehälter bald kräftig anzuheben. Zu den unterschiedlichen Löhnen kommt die Inflation hinzu. Wir glauben auch, dass Musk dem Betriebsrat eine Vereinbarung zu den Löhnen gewähren wird, allein als Zeichen: Eine Gewerkschaft braucht hier keiner. Das ist Augenwischerei.
SPIEGEL: Warum?
Dietze: Bei einer Betriebsvereinbarung über Entgelt unterschreibt der Betriebsrat, was der Arbeitgeber vorgibt. In Tarifverhandlungen herrscht Parität, man hat ein Streikrecht. Da ist das Kräfteverhältnis ausgewogener.