Untreue-Ermittlungen Meerblick-Villa-Deal belastet Ex-Arcandor-Chef Middelhoff

Thomas Middelhoff, Ex-Chef von Arcandor, gerät stärker unter Druck: Er war nach SPIEGEL-Informationen enger als bekannt mit einem Vermögensverwalter verbandelt, der hohe Mieten von Karstadt-Kaufhäusern verlangte. Eine Rolle bei den Ermittlungen spielen: eine 33-Meter-Yacht und eine Villa am Meer.

Hamburg - Middelhoff gerät wegen seiner Beziehung zu seinem Vermögensverwalter Josef Esch unter Druck. Neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass der Manager, gegen den die Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, noch weitaus enger mit dem Troisdorfer Unternehmer verbunden ist als bislang bekannt.

Auch von der durch Middelhoff und seiner Familie genutzten Villa im französischen Saint-Tropez führen Spuren zu Esch. In den Akten des französischen Grundstücksregisters wird eine S. C. I. Aldea als Eigentümer der Villa genannt. Als deren Geschäftsführer fungiert der für Esch arbeitende Rechtsanwalt Dirk Froese. Die S. C. I. Aldea gehört der Centurion Beteiligungsgesellschaft im rheinischen Königswinter, die nach den letzten verfügbaren Akten 5999 von 6000 Aldea-Anteilen hält.

Auch in der Centurion taucht Esch-Jurist Froese auf - als Prokurist. Geschäftsführer und Gesellschafter der Centurion ist Rainer Traphorn, Prokurist diverser Esch-Firmen. Er zeichnete auch den 6000. Anteil der Aldea. Dennoch erklärt Middelhoff-Anwalt Sven Thomas: "Das Haus befindet sich nicht nur im Besitz meines Mandanten, sondern ist ihm auch hinsichtlich der Eigentumsrechte zuzuordnen."

Ähnlich argumentiert er in Bezug auf eine nahe Saint-Tropez liegende 33-Meter-Motoryacht mit mehr als 4000 PS: Middelhoff sei Besitzer des Schiffes und trage "nachweislich den gesamten Aufwand". Gekauft allerdings wurde das Schiff vom Typ Mangusta 108 im Jahre 2006 von der Ullmann Krockow Esch GbR. Die Familien Ullmann und Krockow gehören zum innersten Zirkel des Bankhauses Sal. Oppenheim, das mit Esch zusammen jene Immobilienfonds auflegte, an denen auch Middelhoff beteiligt ist.

Der Manager war ins Visier der Ermittler geraten, weil er an vier Esch-Fonds beteiligt ist, deren Immobilien zu horrenden Preisen an Karstadt vermietet sind. Als Konzernchef von KarstadtQuelle und des Nachfolge-Unternehmens Arcandor soll er darauf verzichtet haben, eine Millionenklage gegen Esch anzustrengen, obwohl der einen zugesagten Ausgleich für die Mondmieten - nach Karstadt-Auffassung über 100 Millionen Euro - nicht gezahlt hatte. Middelhoff bestreitet die Vorwürfe, eine Klage gegen Esch sei nach Ansicht mehrerer Gutachter aussichtslos gewesen.

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