Untreue-Verdacht Razzia bei Kirch-Vertrauten Hahn und Theye

Die Münchener Staatsanwaltschaft verschärft die Gangart gegen führende Mitarbeiter des Medienpleitiers Leo Kirch. Räume vom ehemaligen Kirch-Vize Dieter Hahn sowie die Privatwohnung und die Büros von Kirch-Berater Joachim Theye wurden durchsucht. Ein Ex-Finanzchef des Konzerns wurde nach Informationen von SPIEGEL ONLINE verhaftet.

Hamburg - Die Staatsanwälte durchsuchten in einer Großaktion mit etwa 30 Beamten 13 Objekte im Raum München, in Zürich und in St. Moritz. Nach SPIEGEL-Informationen wurden dabei unter anderem Räume des ehemaligen Kirch-Vize Dieter Hahn sowie ein Büro des langjährigen Kirch-Rechtsanwalts und Intimus Joachim Theye in Zürich und in St. Moritz durchsucht, ebenso eine auf die Kirch-Ehefrau Ruth registrierte Wohnung in dem Schweizer Wintersportort. Auch Kirchs Privatwohnung wirde durchsucht.

Die Staatsanwaltschaft ließ zudem das Büro des ehemaligen Kirch-Finanzchefs Herbert Schroder in der Zentrale der insolventen KirchMedia im Münchener Vorort Ismaning untersuchen, ebenso ein Büro in der Kardinal-Faulhaber-Straße in der Münchener Innenstadt, das in den sechziger Jahren als Keimzelle des Konzerns galt.

Hintergrund der Aktion ist unter anderem ein Beratervertrag zwischen der inzwischen insolventen Kirch-Kernfirma KirchMedia und Theye über fünf Millionen Euro aus dem Jahr 1997. Die Bezeichnung KirchMedia gibt es erst seit 1998. Die Fahnder vermuten daher, dass der Vertrag zurückdatiert worden sein könnte.

Auch ein Beratervertrag zwischen der KirchMedia und dem Kirch-Sohn Thomas interessiert die Staatsanwaltschaft. Er wurde offenbar abgeschlossen, ohne dass der Aufsichtsrat der Firma darüber informiert worden wäre.

Der ehemalige Finanzschef Schroder, der auch nach der Insolvenz noch als Berater für KirchMedia tätig war, wurde vorerst festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft inzwischen bestätigte. Der Vorwurf soll lauten: Untreue in mehreren Fällen.

Die Staatsanwaltschaft München I hatte im vergangenen Dezember gegen mehrere Ex-Manager der Kirch-Gruppe wegen fragwürdiger Geldflüsse und Darlehensvergaben - unter anderem an Kirch-Sohn Thomas - ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue und Urkundenfälschung eingeleitet.

Aus dem Kirch-Umfeld heißt es, Leo Kirch sehe die Aktion sehr gelassen. "Im Rahmen eines laufenden Ermittlungsverfahrens mussten wir mit einer solchen Aktion rechnen", sagte ein Kirch-Vertrauter.

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