IfW-Studie US-China-Abkommen könnte deutsche Exporteure Milliarden kosten

Autos aus Deutschland warten in Bremerhaven auf den Export in die USA
Foto: Alexander Koerner/ Getty ImagesDas neue Handelsabkommen zwischen den USA und China werde vor allem die deutschen Hersteller von Fahrzeugen, Flugzeugen und Industriemaschinen treffen - und sie umgerechnet fast 4,5 Milliarden Dollar an Exporten in die Volksrepublik kosten, berechnet das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) in einer Studie. Demnach werden die deutschen Exporteure besonders unter dem jetzt in Kraft getretenen Abkommen leiden, weil es den weltweiten Handel umlenke. Noch stärker treffe es nur Brasiliens Sojabauern.
Am 15. Januar hatten die USA und China ein erstes Teilabkommen ("Phase-1-Deal") zur Entschärfung ihres Handelsstreits unterzeichnet, das seit Ende voriger Woche gilt. China soll zusätzlich amerikanische Waren kaufen, um das riesige Handelsdefizit der Vereinigten Staaten zu verringern.
"Das Handelsabkommen zwischen den USA und China ist in mehrerlei Hinsicht bedenklich. Es profitiert einseitig die USA, während China und Drittländer verlieren", sagt IfW-Präsident Gabriel Felbermayr. Es verstoße gegen Regeln der Welthandelsorganisation WTO und lasse viele Fragen unbeantwortet, etwa, was passiere, wenn China die Importverpflichtungen nicht erfüllt. "Die Unsicherheit über die künftigen Handelsbeziehungen der beiden Länder bleibt also sehr hoch. Auch, weil die USA künftig gegen Länder vorgehen wollen, die ihrer Meinung nach ihre Währung manipulieren, dessen sie China bereits des Öfteren bezichtigt haben", sagt Felbermayr weiter.
Außerdem werde das Handelsabkommen Nachteile für die Chinesen bringen, die sich einseitig zum Import von US-Gütern im Wert von rund 200 Milliarden Dollar verpflichten und dadurch auf Produkte aus anderen Ländern verzichten, die sie bislang bevorzugten, sagte Felbermayr. "Zum anderen bringt es Nachteile für die übrigen Handelspartner Chinas, deren Importe nun durch US-Produkte verdrängt werden und die in erheblichem Maße Marktanteile in China verlieren."
Coronavirus könnte die Lage verschlimmern
Die für Deutschland und andere Staaten schädlichen Umlenkungseffekte könnten noch stärker ausfallen, wenn das Wirtschaftswachstum Chinas geringer ausfällt als erwartet - etwa durch die Folgen der Coronavirus-Epidemie. Grund dafür sei, dass das Abkommen China auf ein festes zusätzliches Importvolumen verpflichte, das nicht von der heimischen Nachfrage abhänge.
Die deutsche Wirtschaft sieht das Abkommen mit gemischten Gefühlen. "Positiv ist, dass eine weitere globale Eskalation bei den Zöllen vorerst vermieden wird", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer. "Belastend ist, dass der Großteil der Strafzölle bestehen bleibt." Bis zu einer echten Entspannung im Welthandel sei es daher noch ein weiter Weg. Über die internationalen Lieferketten seien deutsche Unternehmen unmittelbar Leidtragende des Handelskonflikts. "Schließlich sind die USA und China unsere Exportmärkte Nummer eins und drei", sagte Schweitzer.