US-Kreditkrise Berichte über Job-Kahlschlag bei der WestLB
Düsseldorf - Bis zu zwei Milliarden Euro will die WestLB bei ihren Eigentümern einsammeln - doch das reicht offenbar nicht aus, um die Bank wieder fit zu machen. Deshalb will das Institut laut "Rheinischer Post" kurzfristig 2000 Arbeitsplätze streichen. Je 1000 Stellen sollen im In- und Ausland abgebaut werden, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Eigentümerkreise.
Ein West-LB-Sprecher dementierte die Darstellung. Allerdings berichtet auch die Nachrichtenagentur Reuters von massiven Stellenstreichungen. Der Abbau von 2000 Arbeitsplätzen würde jeden dritten Beschäftigten treffen: Ende September 2007 arbeiteten 5900 Menschen für die WestLB.
Zuvor war durchgesickert, dass die WestLB eine Kapitalerhöhung von 1,5 bis zwei Milliarden Euro plant. Daneben sei es aus Sicht der Eigentümer aber nötig, dass auch die Bank selbst einen erheblichen Beitrag zur Sanierung leiste, berichtet die "Rheinische Post".
Eine Krisensitzung der WestLB-Eigner ist am Sonntagabend in Köln ohne Stellungnahme der Beteiligten zuende gegangen. Teilnehmer verließen nach dem Ende der sechsstündigen Beratungen den Tagungsort in der Kreissparkasse Köln, ohne sich vor wartenden Journalisten zu äußern.
Bei den Gesprächen ging es nach Angaben aus Kreisen der
Eigentümer um eine milliardenschwere Kapitalerhöhung und den
Abbau von rund 2000 Stellen. An den Beratungen hatten
überraschend auch Bundesbank-Präsident Axel Weber und der Chef der Finanzaufsicht BaFin, Jochen Sanio, teilgenommen.
Insidern zufolge ist die WestLB dringend auf die Hilfe ihrer Eigentümer angewiesen. Allein an Wertberichtigungen stünden derzeit 1,2 Milliarden Euro zur Debatte. Unklar ist bisher, wer wie viel Geld auf welche Weise zur Verfügung stellen wird. Möglicherweise wird es zunächst nur eine grundsätzliche Einigung auf eine Kapitalerhöhung geben. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte den Verhandlungstermin gestern bestätigt.
Die WestLB hatte sich im Eigenhandel massiv verspekuliert. Später geriet das Institut dann auch noch in den Strudel der US-Kreditkrise. Nun steht es vor einem radikalen Umbau. Das Land Nordrhein-Westfalen will die WestLB mit der kleineren, aber profitableren Helaba in Frankfurt fusionieren. Deren Eigentümer fordern aber ein tragfähiges Geschäftsmodell als Basis.
Der neue WestLB-Chef Alexander Stuhlmann hatte zusätzliche Belastungen durch die Kreditkrise bereits angedeutet. Er erwägt, die bislang außerhalb der Bilanz geführten Zweckgesellschaften in die eigenen Bücher zu nehmen. Sie leiden besonders unter dem Verfall am US-Hypothekenmarkt. Der genaue Kapitalbedarf stehe aber noch nicht fest, sagten Insider. Der Grund sei, dass die Bank und die Wirtschaftsprüfer noch an ihrem Abschluss arbeiteten.
Wer für den Kapitalbedarf der WestLB aufkommen muss, ist umstritten. Rüttgers wollte sich nicht zur Höhe einer finanziellen Beteiligung des Landes äußern. Der CDU-Politiker betonte, das Treffen heute müsse abgewartet werden. Nach den Anteilsverhältnissen kann rechnerisch bei einer Kapitalerhöhung von zwei Milliarden Euro ein Anteil von gut 700 Millionen Euro auf das Land zukommen.
Grundsätzliche Bereitschaft zur Kapitalerhöhung
Rüttgers verwies auf die gemeinsame Erklärung der WestLB-Eigentümer - das Land, die beiden Sparkassenverbände in NRW und die Landschaftsverbände - vom Dezember. Darin hatten sie sich bereiterklärt, "jederzeit eine angemessene wirtschaftliche Kapitalausstattung der WestLB zu gewährleisten".
Eine reine Barkapital-Spritze dürfte bei den Sparkassen aber auf wenig Zuspruch stoßen. Sie hatten schon bei der vergangenen Kapitalerhöhung die Hauptlast getragen und sich im Gegenzug die Mehrheit an der WestLB gesichert. Die Sparkasse Rheine, die zum westfälischen Sparkassenverband gehört, hat Klage gegen eine Zwangsbeteiligung an Kapitalmaßnahmen für die WestLB erhoben.
Die Sparkassenverbände erwägen nun, sich auch mit einer Sacheinlage zu behelfen. Mögliches Objekt dafür wäre die dwpbank, an der die beiden Verbände je 20 Prozent halten - und die sie vor fünf Jahren ausgerechnet von der WestLB gekauft hatten.
Weniger dramatisch ist die Situation für die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Allerdings leidet auch sie unter der US-Kreditkrise. Nach SPIEGEL-Informationen muss das Institut insgesamt 1,7 Milliarden Euro abschreiben.
wal/dpa/Reuters