US-Studie 90.000 neue Jobs durch Outsourcing
San Jose - Die ITAA hat derzeit viel zu tun. Die Lobbyisten der Information Technology Association of America stemmen sich mit Eingaben und intensiver Pressearbeit gegen Gesetzesvorhaben, die momentan in mehr zwei Dutzend US-Staaten auf der Tagesordnung stehen. Überall im Land bedienen Politiker derzeit die grassierende Job-Angst der Bevölkerung, indem sie die Verlagerung von Jobs ins Ausland, das so genannte Offshore-Outsourcing, zu verhindern suchen.
Seitdem der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry das Thema aufgebracht hat, ist es nicht nur in den USA chic geworden, Unternehmenschefs als vaterlandslose Gesellen zu beschimpfen. Auch SPD-Generalsekretär Klaus-Uwe Benneter brandmarkte kürzlich Manager als unpatriotisch, die aus Kostengründen Programmierer oder Call-Center-Mitarbeiter in Indien beschäftigen, anstatt diese aus dem reichhaltigen heimischen Arbeitskräfte-Angebot zu rekrutieren.
Die ITAA, der 500 amerikanische Hightech Unternehmen angehören, darunter Branchengrößen wie Microsoft und Hewlett Packard, führt nun ein neues Argument ins Feld. Der Interessenverband ließ das Forschungsinstitut Global Insight untersuchen, ob und wie der US-Arbeitsmarkt von der Verlagerung von Computer-Arbeitsplätzen profitiert hat. Ihr Ergebnis: Im Jahr 2003 sorgte das Offshore-Outsourcing für einen Zuwachs von 90.000 Jobs. Bis 2008, so die Prognose, soll das Ausweichen in Niedriglohnländer zu einem Job-Zuwachs von insgesamt 317.000 US-Arbeitsplätzen führen.
Die Argumentation der Studie ist ziemlich einfach. Aufgrund der gesparten Kosten sei es den US-Unternehmen möglich, ihr Geschäft weiter auszubauen und dies käme dann auch den Firmenstandorten im eigenen Land zugute. Außerdem gehen die Autoren davon aus, dass ein Teil der US-Exporte nur durch Outsourcing zustande gekommen ist - 2003 waren es laut Global Insight 2,3 Milliarden Dollar, 2008 sollen es schon neun Milliarden Dollar sein.
Problematisch an der Studie ist allerdings die relativ enge Definition von Offshore-Outsourcing, die in der Studie zugrunde gelegt wird. Die Wirtschaftsforscher legen hier auf der Negativseite nämlich nur die Arbeitsplätze zugrunde, die im Bereich der computernahen Dienstleistungen ins Ausland verschoben wurden. Nicht berücksichtigt sind dagegen die zahlenmäßig weitaus größeren Job-Verlagerungen im Produktionsbereich.
Nach Ansicht von Ron Hira, Assistenz-Professor am Rochester Institute for Technology, ist auch die Prognose gewagt, die Ersparnisse aus dem Offshore-Outsourcing würden in den kommenden Jahren für eine starke Belebung des US-Arbeitsmarktes sorgen. "Wir sollten Prognosen mit Vorsicht behandeln. Nahezu jeder Ökonom hatte in den vergangenen drei Jahren eine sehr schlechte Leistungsbilanz, wenn es um die Vorhersage von Wachstum auf dem Arbeitsmarkt ging", sagte er dem "Wall Street Journal". Sein Hinweis ist mehr als berechtigt. In 12 der vergangenen 15 Monate überschätzten die Wirtschaftsforscher den Zuwachs deutlich. Im Februar 2004 rechneten sie beispielsweise im Schnitt mit 125.000 neuen Jobs, tatsächlich waren es 21.000.
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