Ver.di-Urabstimmung Streik bei der Telekom beginnt schon morgen
Bonn - Die Gewerkschaft habe einen sehr eindeutigen Auftrag erhalten, sagte der Ver.di-Verhandlungsführer Lothar Schröder in Bonn. Da ein Arbeitskampf allein der Ver.di-Mitglieder keinen Sinn mache, habe man sich in einer hausinternen Umfrage auch der Unterstützung der Nicht-Ver.di-Mitglieder und der Telekom-Beamten versichert.
Bei dem Streit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geht es um die Pläne des Telekom-Vorstandes, rund 50.000 Beschäftigte im Service und den Callcentern der Festnetzsparte T-Com zum 1. Juli in Subunternehmen auszulagern. Bei diesen T-Service-Firmen sollen sie neun Prozent weniger als bisher verdienen und 38 statt 34 Stunden pro Woche arbeiten. Die Telekom will auf diese Weise ihre Kosten um bis zu 900 Millionen Euro jährlich senken und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern.
Ver.di verlangt hingegen tariflichen Schutz für die betroffenen Mitarbeiter. In fünf Verhandlungsrunden hatten die Tarifparteien keine Annäherung erzielt. Die Telekom will nun T-Service zum 1. Juli ohne Zustimmung der Gewerkschaft gründen.
Die Gewerkschaft rechnet durch den Streik mit erheblichen Beeinträchtigungen der Betriebsabläufe. Bereits während der Warnstreiks in den vergangenen Wochen gab es Verzögerungen bei der Auftragsbearbeitung und beim Störungsdienst.
Auch die Telekom rechnet mit Beeinträchtigungen für die Kunden durch den Streik. Dennoch will sich Telekom-Chef René Obermann von dem geplanten Sanierungskurs nicht abbringen lassen. "In diesem Land herrscht ein gnadenloser Preiskampf", sagte er heute morgen anlässlich der Vorstellung des Quartalsergebnisses in Bonn. Zu den eingeleiteten "Reformschritten" gebe es daher keine Alternative: "Nur so können wir langfristig die Eigenständigkeit der Deutschen Telekom und den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze im Unternehmen erreichen", mahnte der Konzernlenker.
An Ver.di appellierte er, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Ein Streik nützt niemandem", warnte Obermann. Er betonte noch einmal, dass er den bevorstehenden Arbeitskampf nicht gewollt und mit konkreten Angeboten alles getan habe, um ihm zu vermeiden. Nun bereite man sich darauf vor, die Auswirkungen so klein wie möglich zu halten.
mik/dpa-AFX/Reuters/AFP/Dow Jones