Verdacht auf Insiderhandel Razzia im EADS-Hauptquartier
Paris - Ein EADS -Sprecher bestätigte die Durchsuchungen am EADS-Sitz im 16. Bezirk der französischen Hauptstadt. Um wessen Büros es sich handelte, sagte er nicht. Wie es aus Unternehmenskreisen hieß, war auch die Pariser Niederlassung der EADS-Raumfahrtsparte Ziel der Ermittler.
Sowohl die französische Justiz als auch die Börsenaufsicht AMF untersuchen Aktienverkäufe von EADS-Mitarbeitern. Rund 800 Personen sind laut Medienberichten im Visier der Fahnder. Der Verdacht von Insidergeschäften war im Zusammenhang mit den im Juni bekannt gegebenen Lieferverzögerungen beim Super-Airbus A380 aufgekommen, die zu einem Kurssturz der EADS-Aktie geführt hatten. In den Monaten davor hatten Top-Manager von EADS Anteile verkauft, darunter der im März zurückgetretene französische Co-Chef Noël Forgeard, der Chef der Rüstungssparte, Stefan Zoller, und Marketing-Chef Jean-Paul Gut. Im April hatten auch die Großaktionäre DaimlerChrysler und Lagardère den Verkauf größerer Anteilspakete verkündet.
Die jüngsten Durchsuchungen wurden von zwei Untersuchungsrichtern der Finanzkammer des Pariser Landgerichts angeordnet. Die Staatsanwaltschaft hatte am 20. November Verfahren gegen unbekannt wegen des Verdachts auf Insiderhandel und der Verbreitung falscher Informationen zur EADS-Aktie eröffnet.
Die Razzia kommt an einem Tag, an dem bei dem Airbus- Mutterkonzern eigentlich Feierstimmung herrschen sollte. Immerhin hat der Problemflieger A380 heute seine Zulassung durch die wichtigsten Luftfahrt-Aufsichtsbehörden bekommen. Flugtechnisch erhielt das Riesenflugzeug Bestnoten. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) in Köln teilte mit, dass die "Muster-Zulassung" für das grundlegende Flugzeugmodell in Toulouse übergeben werde. Die Basisversion sei von der EASA als sicher befunden worden, alle Bauvorschriften seien eingehalten worden, sagte eine EASA-Sprecherin.
Airbus könne nun das Modell kommerziell nutzen. Das Airbus-Großraumflugzeug sei von 42 Experten in Hunderten von Flugtests und Einzelprüfungen getestet worden, berichtete eine EASA-Sprecherin. Ein "Meilenstein" beim Zulassungsverfahren sei ein Evakuierungstest gewesen, bei dem 853 Test-Passagiere sowie die Besatzung das Großraumflugzeug innerhalb der vorgeschriebenen Zeit über Notrutschen verlassen hätten. 1998 habe das Zulassungsverfahren bei der französischen Luftfahrtbehörde begonnen, berichtete die Sprecherin weiter. Die EASA habe das Verfahren 2003 fortgesetzt.
Insgesamt habe es etwa 800 Meetings gegeben, rund 1500 Dokumente seien geprüft worden. Die von den einzelnen Fluggesellschaften gewünschten Modifizierungen müssen später eigens zugelassen werden. Die Zulassung der EASA gilt den Angaben zufolge für die Länder der Europäischen Union sowie die Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein. Auch von der amerikanischen Federal Aviation Administration (FAA) wurde die Zulassung für das weltweit größte Passagierflugzeug erwartet, das 481 bis 853 Passagieren Platz bieten kann.
ase/AFP/dpa-AFX