Verschwendung Ein Drittel aller Lebensmittel landet im Müll

Weltweit hungern rund eine Milliarde Menschen, doch fast ein Drittel aller Lebensmittel wird weggeworfen - das berichtet die Umweltorganisation WWF. In Entwicklungsländern geht Essen wegen falscher Lagerung und Verarbeitung verloren. In den Industrienationen wegen Verschwendung.
Obst im Supermarkt: WWF prangert Verschwendung von Lebensmitteln an

Obst im Supermarkt: WWF prangert Verschwendung von Lebensmitteln an

Foto: Sean Gallup/ Getty Images

Berlin - Vor dem Welt-Agrarministergipfel hat die Umweltorganisation WWF vor einer Verschwendung von Nahrung gewarnt. Derzeit würden fast ein Drittel aller Lebensmittel von Agrarindustrie, Handel oder Verbrauchern weggeworfen, teilte der WWF auf der Grünen Woche in Berlin mit. "Die Agrarlobby redet immer davon, die Produktion auszuweiten: mit mehr Pestiziden, mehr Gentechnik, mehr gerodetem Wald für neue Äcker", sagte WWF-Agrarexperte Matthias Meißner. "Dabei müssen wir zuerst die Dutzenden Lecks stopfen, die unser Ernährungssystem hat."

Wie der WWF unter Berufung auf wissenschaftliche Schätzungen mitteilte, erzeugt die Landwirtschaft weltweit 4600 Kilokalorien pro Tag und Mensch. Davon erreichten jedoch 1400 Kalorien niemals einen Magen. In Entwicklungsländern gingen Lebensmittel durch falsche oder fehlende Lagerung und Verarbeitung verloren, hieß es. Hier müssten die Handelsströme verbessert werden.

In den reichen Industrienationen dagegen gehe es um einen Bewusstseinswandel: "Wir schmeißen Lebensmittel weg, die eigentlich noch essbar wären. Dies gilt für Supermärkte genauso wie für den Privathaushalt." Verbraucher sollten planvoll einkaufen und kein Essen wegwerfen. "Das würde helfen, die für 2050 vorhergesagten drei Milliarden Menschen mehr zu ernähren, ohne unseren ökologischen Fußabdruck über Gebühr zu vergrößern", teilte der WWF mit.

Erst in der vergangenen Woche hatte die Welthungerhilfe angeprangert, dass reiche Länder wie Deutschland pro Jahr 20 Millionen Tonnen Lebensmittel wegwerfen. Es sei ein Skandal, dass eine Milliarde Menschen Hunger leiden, obwohl genug Lebensmittel produziert werden, um die gesamte Weltbevölkerung zu ernähren.

Landwirtschaftsminister aus mehr als 50 Ländern der Welt kommen am Samstag in Berlin zusammen, um über das Agrarsystem der Zukunft zu debattieren. Dabei soll es unter anderem um die künftigen Regeln im Welthandel mit Lebensmitteln gehen.

hut/AFP

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