Videoüberwachung Auch Ikea und Burger King filmten ihre Mitarbeiter
München/Mainz - Die Ikea-Mitarbeiter seien ohne Zustimmung des Betriebsrates mit Hilfe von Kameras beobachtet worden, teilte das ZDF-Magazin "Frontal 21" mit. Zudem seien illegale Protokolle über den Gesundheitszustand von Mitarbeitern angefertigt worden.
Auf die Betriebsräte wird dem Bericht zufolge massiver Druck seitens ihrer Vorgesetzten ausgeübt. "Wer Betriebsrat geworden ist, der hat seine Karriere vermiest, der kann eigentlich darauf warten, dass er irgendwann mal zur Aufgabe seines Arbeitsplatzes gezwungen wird", sagte die Ver.di-Sekretärin im Bezirk Baden-Württemberg, Christina Frank, dem Magazin. Zudem, so ihr Vorwurf, führe die dünne Personaldecke zu körperlichen Zusammenbrüchen von Mitarbeitern, von Teilzeitkräften werde totale Flexibilität bei schlechter Bezahlung erwartet. So sollen Teilzeitkräften die Sozialversicherungsausweise abgenommen worden sein, um sie an der Ausübung eines Zweitjobs zu hindern.
Ein Ikea-Sprecher erklärte, dass die genannten Vorfälle einzeln geprüft würden. Zudem müssten man sich in Ruhe den Fernsehbericht anschauen, da ihnen noch nicht alle Informationen vorlägen. Grundsätzlich widersprächen diese Ausführungen "komplett der Unternehmensphilosophie". Es müsse sich um Einzelfälle handeln.
Die in Hofheim-Wallau bei Wiesbaden ansässige Deutschland-Zentrale des Unternehmens erklärte, die Vorkommnisse lägen zum überwiegenden Teil Jahre zurück und hätten längst zu Konsequenzen - auch personellen - geführt. Ikea lege Wert auf gute Personalführung und prüfe jeden Hinweis auf unkorrektes Verhalten gegenüber Mitarbeitern.
Burger King filmte Betriebsratsgründung
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) will derweil wegen Filmaufnahmen während einer Betriebsratsgründung bei Burger King in München Strafanzeige stellen. "Burger King überwacht Mitarbeiter selbst bei der Ausübung ihrer demokratischen Rechte im Rahmen der Wahlversammlung zur Gründung eines Betriebsrates", sagte ein Gewerkschaftssprecher.
Die Fast-Food-Kette räumte ein, dass die Versammlung am 21. April in einer Münchner Restaurantfiliale aufgezeichnet wurde. Dies habe aber nicht der Überwachung der Mitarbeiter gedient. Es gebe auch keine Anweisungen, die Arbeitnehmer zu bespitzeln, teilte das Unternehmen mit.
Weder die Geschäftsführung noch die Restaurantleitung hätten die Aufnahme angesehen. Sie stamme von einer automatischen Überwachungskamera, die im Restaurant aus Sicherheitsgründen Bilder ohne Ton aufzeichne. Diese Kameras seien den Mitarbeitern aber allesamt bekannt. Zwei Mitglieder des Wahlvorstands hätten sich eine Kopie der Aufnahmen erstellt.
In einer Mitteilung des Unternehmens hieß es, die Videoüberwachung werde "zum Schutz von Gästen und Mitarbeitern sowie zum Schutz vor Vandalismus" eingesetzt. Diese Überwachung finde gemäß den Vorschriften und Gesetzen statt.
Erst im März war der Discounter Lidl in die Kritik geraten, weil das Unternehmen seine Mitarbeiter heimlich per Kamera ausspionierte. Lidl begründete dies mit hohen Schäden durch Diebstahl. Nach Umsatzeinbußen reagierte das Unternehmen dann aber mit einer Werbeoffensive und bat die Kunden um Vertrauen. In Folge der Spitzelaffäre bei Lidl wurden mehrere ähnliche Fälle bei anderen Firmen bekannt.
kaz/AP/ddp