Vivendi Universal Messier steht mit dem Rücken zur Wand

Nach der Pleite der KirchGruppe scheint auch der französische Medienkonzern Vivendi Universal in heftige Turbulenzen zu geraten. Um sich Luft zu verschaffen, feuerte Vivendi-Chef Jean-Marie Messier erst einmal Pierre Lescure, den Chef des Bezahlsenders Canal Plus. Experten betrachten das als Bauernopfer.

Paris - Noch bis vor kurzem war ein Abgang von Lescure für unmöglich gehalten worden. "Wenn Messier Lescure feuert, besiegelt er seine eigene Karriere", zitierte die "Financial Times Deutschland" einen Vertrauten Messiers. "Hinter Lescure steht ein einflussreiches Netz von Intellektuellen, Schauspielern, Musikern, Politikern und Angestellten."

Der Nachfolger von Lescure, Xavier Couture, ist Direktor des privaten Fernsehsenders TF1. In der vergangenen Woche war wegen eines Streits mit der Muttergesellschaft bereits der leitende Geschäftsführer des in der Krise steckenden Bezahlsenders, Denis Olivennes, abgetreten.

Ob die überraschende Kündigung dem Vivendi-Chef helfen kann, seinen Posten zu sichern, gilt noch keineswegs als sicher. Vor der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung der hoch verschuldeten Medien-Gruppe in einer Woche wollten noch am Dienstag mehrere Verwaltungsratsmitglieder Messier sprechen. Die Vivendi-Gruppe hat einen Schuldenberg von fast 30 Milliarden Euro aufgehäuft.

Trotzdem kämpft Messier mit aller Macht um seinen Posten. Zu Gerüchten, sein Rücktritt könne erzwungen werden, sagte Messier am Dienstag in Paris: "Diese Frage muss der Verwaltungsrat beantworten. Ich sehe dem vertrauensvoll entgegen."

Nach Informationen der Pariser Zeitung "Le Monde" ist es eine von mehreren Möglichkeiten, dass Messier seinen Chefsessel räumt, auch wenn ein solcher Schritt wegen schlechter Ergebnisse an der Börse in Frankreich nicht "Sitte" sei. Auch eine Neuverteilung der Macht an der Spitze von Vivendi Universal oder die Schaffung eines weiteren Kontrollgremiums könnten erwogen werden. "Wer will den Sturz von Messier?", so fragt "Le Monde".

Unter denjenigen, die Vivendi wieder auf Vordermann bringen könnten, werden der Chef von Thomson Multimedia SA, Thierry Breton, und der Ex-Chef von Compagnie Nationale Air France, Christian Blanc, genannt.

Am vergangenen Montag hatte der unter Kritik stehende Messier auf Druck der Aktionäre angekündigt, auf seinen Anteil am umstrittenen zwei Milliarden Euro schweren Aktienoptionsplan für Vorstände und Aufsichtsräte zu verzichten, wenn sich der Aktienkurs bis September nicht auf das Niveau vom Jahresanfang stabilisieren sollte. Die Aktie hat seitdem 40 Prozent an Wert verloren.

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