Wackelige Märkte Finanzkrise erreicht Chinas Banken
Shanghai - Die Verluste der größten Bank der Volksrepublik sind sechsmal so hoch wie im dritten Quartal - und sie zeigen, dass die Krise längst auch in China angekommen ist: Die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) muss zum Jahresende 360 Millionen Dollar für den Ausfall fauler Kredite bereitstellen, berichtet die Zeitung "China Business News" unter Berufung auf ICBC-Chef Jiang Jianqing. Auch von der Bank of China werden deutlich höhere Rückstellungen erwartet als bislang bekanntgegeben.
Grund dafür ist auch ein rapider Kursverfall an der Börse, für den die Kommunistische Partei den zweitgrößten Lebensversicherer Ping An Insurance mitverantwortlich macht. Ping An hatte vergangenen Monat angekündigt, neue Aktien und Anleihen im Wert von bis zu 22 Milliarden Dollar auszugeben. Der Markt könne diese Mengen nicht aufnehmen, kommentierte das führende Parteiblatt "People's Daily". Die Ankündigung hatte einen Kursrutsch ausgelöst, als die Finanzmärkte wegen der Folgen der US-Immobilienkrise und der Rezessionsgefahr in den USA ohnehin unter Druck standen.
Doch damit nicht genug: Auch die milliardenschweren Börsengänge der China Railway Construction Corp in Shanghai und Hongkong verzögern sich. Nach Insiderberichten wurden die ursprünglich für Mitte Februar geplanten IPO auf Drängen der chinesischen Börsenaufsicht verschoben. Grund sind die jüngsten Kurseinbrüche an den Aktienmärkten. Einen neuen Zeitplan gebe es bislang nicht. Das Unternehmen hoffe aber Ende des Monats oder Anfang März die Börsengänge nachzuholen. China Railway will mit dem Gang an die Börsen bis zu vier Milliarden Dollar erlösen und mit dem Geld den Ausbau des chinesischen Eisenbahnnetzes vorantreiben.
Ursprünglich wollte China Railway den Fahrplan für die Aktienemissionen schon am vergangenen Wochenende veröffentlichen. Den Kreisen zufolge forderte die Börsenaufsicht jedoch, den Börsengang auf die Zeit nach der anstehenden Urlaubszeit zu verschieben. Die Chinesen feiern diesen Mittwoch ihr Neujahrsfest.
sam/Reuters/AFP